Das Ende eines Zoos

Auf der Suche nach einer besseren Zukunft für die Tiere

  • Juan Garff, Buenos Aires
  • Lesedauer: 3 Min.

Über 140 Jahre lang war der Zoo im Zentrum von Buenos Aires eine der Hauptattraktionen für Familien. Die 1800 Tiere waren dem Andrang von täglich über 10 000 Menschen ausgesetzt, die sie nach Belieben fütterten und mit lauten Rufen oder Scheibenklopfen für Fotos anlockten. Nach harscher Kritik von Tierschützern setzte die Stadtverwaltung der Konzession des privaten Betreibers vor einem Jahr ein Ende. Der Zoo soll jetzt ein Ökopark werden.

Knapp ein Jahr brauchte die Stadtverwaltung, um Ende Mai einen Plan zur Umgestaltung vorzustellen. Bis 2023 soll aus dem ehemaligen Zoo eine Forschungs- und Bildungsstätte zum Erhalt der Artenvielfalt werden. Die übrigen Tiere sollen möglichst in Freiheit entlassen oder in Freigehege verlegt werden. Nur wenn dies ihr Leben gefährdet, sollen sie unter besseren Bedingungen als bisher im Ökopark ihr Leben verbringen.

Bis jetzt ist wenig von der Umgestaltung zu sehen. Ein Rundgang über das Gelände zeigt noch immer die Zeichen des Verfalls, die auch schon vor Übernahme durch die Stadtverwaltung augenfällig waren. Der Umbau soll erst im August beginnen. Doch schon jetzt haben die Tiere es besser, wie ihre Pfleger bestätigen.

Die maximale Besucherzahl wurde vorerst auf 2000 Menschen pro Tag begrenzt, Füttern ist nun verboten. Mehrere Areale des 18 Hektar großen Geländes sind für die Öffentlichkeit geschlossen, zum Schutz der dort lebenden gestressten Tiere - etwa der Schimpansen, des Orang-Utan-Weibchens Sandra und der weißen Tigerin Cleo. Sie springt noch immer gegen die Glasscheibe ihres Käfigs, sobald sie fremde Menschen sieht.

Die Elefantendame Mara ist ein besonderer Fall: Sie litt jahrelang in einem Zirkus. Noch immer sieht man an ihrem rechten Hinterbein die Spuren der Fesseln, mit denen sie zwischen den Auftritten fixiert war. Nachdem 1996 in Argentinien die Teilnahme von Tieren in Zirkusshows verboten wurde, kam die heute 52-jährige Mara in den Zoo. Aber mit den beiden anderen Elefanten dort, Kuki und Pupi, verträgt sie sich nicht. Deshalb teilen sie sich schichtweise die Zeit auf dem Freiplatz vor dem alten Elefantenhaus.

Nun soll die psychisch angeschlagene Mara endlich Ruhe finden, im Elefanten-Sanktuarium in Chapada dos Guimarães im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Auf die knapp 3000 Kilometer lange siebentägige Reise in einem Lkw muss die Elefantin jedoch monatelang vorbereitet werden.

Den beiden anderen Elefanten bleibt dann mehr Bewegungsraum im Ökopark. Ob sie später auch an das Sanktuarium abgegeben werden, ist noch offen.

Über 350 heimische Tiere sind nach Angaben der Stadtverwaltung schon in Freiheit gesetzt oder in argentinische Freigehege verlegt worden. Bei vielen anderen sei eine Entlassung in die Freiheit möglich, erklären die Behörden. Nur rund 400 Tiere sollen im Park verbleiben, darunter drei Kamele und eine Giraffenfamilie - ein Paar und ihr im Zoo geborenes Kalb Ciro. Sie könnten die letzten exotischen Tiere sein, die ihr Leben weiter im ehemaligen Zoo von Buenos Aires verbringen werden. dpa/nd

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