Job-Abc, heute: Trompeter

  • Andreas Gläser
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer von der Natur mit einem etwas breiteren Spalt zwischen den oberen Schneidezähnen ausgestattet wurde, verfügt über das perfekte Gebiss eines Trompeters. Jawoll. Wenn zwischen die oberen Schneidezähnen nicht nur ein Milchzahn passt, zumindest quer, kann man als durchschnittlicher Trompeter unsere hübsche Erdkugel bereisen. Doch am Anfang stehen in den heimischen vier Wänden das tägliche Training der Bauchmuskulatur, die Koordinationsübungen der Finger und das Strapazieren des Notennervenbündels. Immerhin erlaubt es der Gesetzgeber, an jedem Werktag zwei Stunden Krach zu machen.

Das Erlernen des Trompetenspiels ist ziemlich schwierig. Es gilt, die Schnute zu spitzen, die Lippen zu schürzen, um per kaum merklichen Veränderungen die Töne zu modellieren. Immerhin wurde für die Trompete, die es seit etwa 600 Jahren gibt, vor 100 Jahren das Spiel erleichtert, indem drei Ventile dazuerfunden wurden.

Also auf zum Kauf einer Trompete für 99 Euro, die genauso konzerttauglich ist wie eine für 500. Gut auch, wenn die Nachbarn etwas Schlagzeug und Klavier spielen. Als Trompeter kommt man als zeitloser Sympathikus rüber, weil sich viele Menschen an das schaurig-schöne Lied vom kleinen Trompeter erinnert fühlen und sofort solidarisch ins Blech sabbern wollen. Nein, das ist nicht schön, wenn dauernd ein Fremdkörper blasen will; mal kucken, ob was rauskommt.

Diese Bagage hat ein Saxofonist nicht so schnell am Hals, weil vor dessen verschnörkeltem Instrument mehr Distanz gewahrt wird. Das hängt aber auch damit zusammen, das Saxofonisten nicht so beliebt sind wie Trompeter. Dafür wiederum hat sich der angehende Virtuose der drei Ventile mit einigen eventuellen Berufskrankheiten herumzuplagen. Es gibt Gerüchte, die nur von den Protagonisten selbst bestätigt werden können. Dass dem Trompeter das Teufelchen der Stimmlippenknötchen im Nacken sitzen soll, scheint ein vergleichsweise harmloses Gerücht zu sein. Einige Trompeter plagen sich mit Hirndrücken oder Hämorrhoiden herum, heißt es, weil sie nicht genügend Luft über die Bauchatmung vom Scheitel bis zum Scheißhaus zu koordinieren vermögen.

Ich als Gelegenheitssaxofonist kann nur sagen, dass, wenn man das Gewicht des riesigen Tenor-Teiles nicht mittels starker Daumen und dufter Halsmuskulatur aufzufangen versteht und einen krummen Hals oder Rücken macht, sich das Gewicht so irre verlagert, dass die Füße wehtun. Damit muss sich weder ein kleiner noch ein großer Trompeter herumplagen.

Jedenfalls startet dieser Tage im Kino ein musikalisch-romantischer Film, in dem es auch um große Zahnlücken geht: »Geboren um blau zu sein«. Ein Film aus den USA, in denen der Jazz und andere Stile seit 111 Tagen leider verboten sind.

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