Wieder »Kinderspaß« beim Militär
Trotz Protestes wirbt die Bundeswehr auf der IdeenExpo in Hannover
»Wir wollen ein Zahnrad machen und dann beim Autorennen gewinnen«: So antwortet die zwölfjährige Carmen, am Stand der Wolfsburger »Autostadt« gefragt, was sie und ihre drei Freundinnen auf der IdeenExpo geplant haben. Die korrekte Konstruktion des Zahnrades in der Mechanik des winzigen Wagens, den die Mädchen gleich basteln, kann entscheiden über Sieg und Platz. Und so planen und zeichnen die Schülerinnen am Computer sehr sorgfältig jenes Bauteil, ehe sie dessen Produktion per 3D-Drucker starten. Wie im Spiel erleben die vier dabei ein Stück digitalisierter Arbeitswelt.
Ihr begegnen die Besucherinnen und Besucher der IdeenExpo in diesem Jahr recht oft auf dem Gelände, wo vor wenigen Monaten sowohl auf der Computermesse Cebit als auch auf der Industriemesse immer wieder zu hören war: Es mangelt an Fachkräften im IT-Bereich. Also gilt es Nachwuchs zu gewinnen, und viele Arbeitgeber aus Handwerk, Industrie und öffentlichem Dienst versuchen dies auf dem »Mitmach-Event«, wie die Macher der IdeenExpo die Veranstaltung gern bezeichnen.
Mitmachen können Kinder und Jugendliche in drei Hallen in Workshops, bei Experimenten, beim Entwickeln eigener Computerspiele, dem Herstellen von Kosmetika, dem Zusammenbau pneumatischer Leitungen für die Tram und zahlreicher weiterer Angebote. Ihnen ist eines gemeinsam: Irgendwie haben sie alle mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu tun, mit den »MINT-Fächern«. Junge Menschen für sie zu begeistern, ist zentrales Anliegen der IdeenExpo.
Bei deren Eröffnung hob auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) die Bedeutung der MINT-Berufe hervor: In ihnen sei mittlerweile ein Viertel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig. Jener Bereich umfasse »die Berufe der Zukunft«, sagte die Politikerin und verhieß allen, die sich für eine entsprechende Ausbildung entscheiden, »beste Aussichten«.
Gute berufliche Aussichten verspricht auf der IdeenExpo auch ein Aussteller, der sich selbst als »einen der Top-Arbeitgeber Deutschlands« bezeichnet: die Bundeswehr. Trotz des Protestes, den ihre Präsenz bei dem Jugend-Event 2015 in Niedersachsens Hauptstadt auslöste, wirbt sie nun wieder mit »militärischen oder zivilen Karrieren«. Vor zwei Jahren hatte Hannovers Grünen-Stadtverband die Verantwortlichen der IdeenExpo aufgefordert, die Bundeswehr künftig auszuschließen. Hingewiesen hatte die Partei dabei auf eine Resolution des UN-Ausschusses für die »Rechte des Kindes«. Gefordert werde darin »ausdrücklich das Verbot aller militärischen Werbemaßnahmen, die sich an Kinder richten«. Offensichtlich ist dieser Appell in Hannover überhört worden, denn wieder tummeln sich auch Kinder im Grundschulalter um einen Hubschrauber der Streitkräfte, gucken gern mal in ein Spezialfahrzeug namens »Dingo« oder vergnügen sich bei einem Segway-Parcour, mit dem die Bundeswehr die Kiddies bespaßt.
Spaß soll eine große Rolle spielen neben all den Informationen, und so wartet die IdeenExpo auch in diesem Jahr mit allerlei Darbietungen auf einer Show-Bühne auf. Zum Auftakt fanden dort die Fantastischen Vier ein vielköpfiges - nicht nur jugendliches - Publikum, und für den kommenden Samstag um 18 Uhr ist »Cro« angesagt, der Rapper mit der Pandamaske. Auch dieser Auftritt ist, wie die ganze IdeenExpo, kostenlos.
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