Proklamierte Republik
Eigene Regierung, eigene Währung, eigenes Militär, Verwaltung und Grenzkontrollen: De facto ist die 1990 proklamierte Republik Transnistrien ein unabhängiger Staat. Völkerrechtlich gehört der schmale Landstreifen, allerdings zur Republik Moldawien und wird von keinem anderen Staat der Welt anerkannt.
Schon innerhalb der sozialistischen Sowjetrepublik Moldawien strebte Transnistrien die Eigenständigkeit an. Als die Sowjetunion kollabierte und Moldawien die Unabhängigkeit erklärte, kam für die knapp 500 000 Transnistrier die historische Chance, sich von Moldawien loszusagen. Sie konnten sich mit dem jungen moldawischen Staat kaum identifizieren, der gerade begann, die rumänische Sprache und die moldawische Kultur zu stärken.
Die Transnistrier sahen sich marginalisiert, denn sie sprachen mehrheitlich russisch und pflegten eine eigene Kultur: Über Jahrzehnte zog das ehemalige Zentrum der Schwerindustrie Menschen aus allen Gegenden der Sowjetunion an.
Mit über 90 Prozent stimmte die Bevölkerung in Transnistrien für die Unabhängigkeit von Moldawien und wählte 1991 eine eigene Regierung. Vor 25 Jahren, im Frühsommer 1992, kam es schließlich zum Krieg zwischen der moldawischen Zentralregierung und Transnistrien. Etwa 1000 Menschen kamen bei den Kämpfen ums Leben. Nicht zuletzt mit Hilfe der russischen Armee konnte Transnistrien die moldawische Armee aus dem Land vertreiben. Bis heute sind russische Soldaten in Transnistrien stationiert.
Noch immer erhebt Moldawien Anspruch auf das Territorium Transnistriens, zu Kriegshandlungen kommt es allerdings nicht mehr. Der Konflikt wird als »eingefroren« bezeichnet. Trotz fehlender internationaler Anerkennung ist Transnistrien mittlerweile faktisch zu einem unabhängigen Staat geworden. Finanzielle und militärische Hilfen aus Russland halten das System am Leben. Bis heute ist Russisch die dominante Sprache. Y.B.
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