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Arsenale des Todes

Kernwaffen werden weltweit modernisiert

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 16. Juli 1945 explodiert die erste Atombombe in der Wüste von New Mexico, drei Wochen später setzten die USA erstmals die schrecklichsten aller Massenvernichtungswaffen ein und zerstörten Hiroshima und Nagasaki. Noch heute sterben Menschen an den Folgen des radioaktiven Fallout. Kernwaffen wurden in den Zeiten des Kalten Krieges zur abschreckenden Währung der Macht - und blieben es auch nach Ende des Ost-West-Konflikts. Die Zahl der Atomwaffenmächte stieg sogar; die der nuklearen Sprengköpfe ist zwar geschrumpft, liegt aber weiter im irrationalen Overkill-Bereich.

Weltweit wurden 2016 nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI über 15 000 nukleare Sprengköpfe erfasst. Mehr als 90 Prozent gehören Russland (7290) und den USA (7000). Zu den fünf »offiziellen«, durch den Atomwaffensperrvertrag (NPT) anerkannten Kernwaffenmächten zählen zudem Frankreich (300), Großbritannien (215) und China (260). Aufgestiegen in diesen exklusiven Klub sind Indien (120), Pakistan (130) und Nordkorea (geschätzt zehn). Im Falle Israels, das den Besitz von Atomwaffen nie dezidiert zugegeben hat, gehen die Experten von 80 nuklearen Sprengköpfen aus. Über 4000 Atomwaffen sind umgehend einsatzfähig, etwa 1800 sollen sich in höchster Alarmbereitschaft (Launch-On-Warning) befinden, um gegnerische Ziele in wenigen Minuten zu erreichen. Im Fall der Fälle auch präventiv, wie beispielsweise die Londoner Regierung unlängst bekräftigt hat. Großbritannien will seine Atomflotte um vier zusätzliche, mit Trident-Raketen ausgerüstete U-Boote erweitern. Kostenpunkt: 31 Milliarden Pfund Sterling (etwa 35 Mrd. Euro).

Im Rahmen der sogenannten nuklearen Teilhabe der NATO lagern 180 US-amerikanische Atomwaffen auch in Belgien, den Niederlanden, Italien, der Türkei und in Deutschland, wo noch immer 20 B61-Bomben auf dem Fliegerhorst Büchel vermutet werden. Die Bundeswehr stellt Flugzeuge und Piloten für einen möglichen Einsatz.

Geschätzt geben die Atomwaffenstaaten stündlich etwa zwölf Millionen Dollar für ihre Arsenale aus, weltweit sind das im Jahr über 100 Milliarden Dollar. Schon mit der Hälfte könnte man Armut, Hunger und Krankheiten in den Entwicklungsländern nachhaltig bekämpfen. Doch während die atomare Abrüstung längst ins Stocken geraten ist, werden gewaltige Summe für die Modernisierung der Atomstreitkräfte ausgegeben. Die Waffenausrüstung der russischen »Atom-Triade« habe sich verdoppelt, erklärte unlängst Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu, gerade werde die Kriegsmarine planmäßig mit neuen U-Booten der Borej-Klasse ausgerüstet. Rund eine Billion Dollar könnte das in der Obama-Ära aufgelegte US-amerikanische Programm über 30 Jahre verschlingen. Auch Nachfolger Donald Trump will die Arsenale ausbauen: »Solange Staaten Atomwaffen haben, werden wir im Rudel ganz oben stehen.« Das mit der Regierung in Moskau geschlossene neue Abrüstungsabkommen für strategische Waffen »New Start« sei für die USA nur »ein weiteres schlechtes Geschäft« gewesen.

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