Die FPÖ ins Boot holen

Hannes Hofbauer zum Strategiewechsel bei den österreichischen Sozialdemokraten

  • Hannes Hofbauer
  • Lesedauer: 1 Min.

32 Jahre lang lautete die offizielle Doktrin der Sozialdemokratischen Partei Österreichs: keine Regierungsbildung mit der rechten Freiheitlichen Partei Österreichs. Seit Mittwoch gilt diese nicht mehr. Kanzler Christian Kern (SPÖ) hat stattdessen einen Kriterienkatalog erstellen und von den Parteigranden absegnen lassen, nach dem künftig Koalitionsverhandlungen mit allen geführt werden. Das sozialliberale Sammelsurium reicht von Steuersenkungen über einen Mindestlohn von 1500 Euro und eine Verwaltungsreform bis zur Neueinstellung von Polizisten und Lehrern. Die FPÖ sollte damit keine großen Schwierigkeiten haben.

Die sozialdemokratische Öffnung nach rechts ist eine unmittelbare Reaktion auf die Machtübernahme von Außenminister Sebastian Kurz in der ÖVP. Der hatte die liberalkonservative Volkspartei gezwungen, seine »Liste Kurz« bei der Parlamentswahl im Oktober zu unterstützen. Gewinnt Kurz, was aktuellen Umfragen zufolge wahrscheinlich ist, wird er mit der FPÖ eine Regierung bilden. Noch-Kanzler Kern unterstreicht mit dem Strategiewechsel seinen unbedingten Willen, weiterregieren zu wollen. FPÖ-Spitzenmann Heinz-Christian Strache kann es sich - fußfrei erste Reihe - bequem machen und nach dem Urnengang zwischen ÖVP und SPÖ wählen. Die Freiheitlichen sind damit zumindest einmal Vorwahlsieger, ihre Regierungsbeteiligung ist mit dem SPÖ-Schwenk sehr wahrscheinlich geworden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!