Nordkorea: US-Student nach Freilassung tot

Otto Warmbier stirbt an schweren Verletzungen im Gehirn / Familie wirft Pjöngjang Misshandlung vor / Trump: »Brutales Regime«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der in der vergangenen Woche von Nordkorea freigelassene US-Student Otto Warmbier ist tot. Der 22-Jährige sei in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Cincinnati im Bundesstaat Ohio gestorben, teilte seine Familie am Montag mit. Nach Angaben der Ärzte hatte der 22-Jährige schwere Verletzungen im Gehirn erlitten. Der Student, der Nordkorea mit einer Reisegruppe besucht hatte, war im März 2016 wegen Diebstahls eines Propagandaplakats und »Verbrechen gegen den Staat« zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Ungefähr seitdem soll er laut von seinen Eltern erhaltenen Informationen im Koma liegen. Angeblich erlitt er eine Nahrungsmittelvergiftung und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte. Er war fast 18 Monate in Haft.

»Es ist unsere traurige Pflicht mitzuteilen, dass unser Sohn, Otto Warmbier, seine Reise nach Hause beendet hat«, hieß es in der Erklärung der Familie. »Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich.« Ihr Sohn, der bei seiner Ankunft zu Hause zunächst »verängstigt« gewirkt habe, sei schließlich »in Frieden« verstorben.

Vergangene Woche wurde Warmbier aus »humanitären Gründen« freigelassen und in die USA ausgeflogen. Dort wurde er umgehend in die Klinik in Cincinnati gebracht. Die behandelnden Ärzte fanden bei ihren Untersuchungen keine eindeutigen Hinweise auf die Ursache der neurologischen Verletzungen, aber auch keine Beweise für eine Nahrungsmittelvergiftung durch botuliniumtoxinhaltige Lebensmittel. Das Gehirn des Patient weise großflächige Gewebeschäden in allen Regionen auf.

Die schweren Hirnverletzungen seien bei einem Patienten in diesem Alter sehr wahrscheinlich auf einen Herzstillstand zurückzuführen, durch den die Blutzufuhr ins Hirn unterbrochen werde, hieß es weiter von den Ärzten. Der Vater Fred Warmbier hatte schwere Vorwürfe gegen die nordkoreanische Regierung erhoben. »Es gibt keine Entschuldigung dafür, wie die Nordkoreaner unseren Sohn behandelt haben, und keine Entschuldigung für die Weise, in der sie so viele andere behandelt haben«, sagte er.

US-Präsident Donald Trump nannte die Regierung in Pjöngjang ein »brutales Regime«. Es seien »schlimme Dinge« passiert, aber immerhin sei es gelungen, Warmbier noch »nach Hause zu seinen Eltern« zu holen, sagte Trump während einer Veranstaltung im Weißen Haus am Montagabend. Der Familie übermittelte Trump in einem Schreiben sein »tiefes Beileid«.

In einer weiteren Erklärung schrieb Trump, das Schicksal Warmbiers stärke die »Entschlossenheit meiner Regierung, derartige Tragödien zu verhindern, denen unschuldige Menschen in den Händen von Regimen zum Opfer fallen, die weder das Recht noch die Regeln grundlegenden menschlichen Anstands achten«. Nach Angaben der US-Regierung sollen sich noch mindestens drei weitere Menschen mit US-Staatsbürgerschaft in nordkoreanischer Haft befinden. Agenturen/nd

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