Schwarzer Osten mit etwas Rot
Umfrage vor der Bundestagswahl in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen: CDU weit vorn, Linkspartei auf zweitem Platz, AfD rutscht ab
Drei Monate vor der Bundestagswahl kommen neue Umfragezahlen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Ein Ergebnis: Die drei Länder ticken bundespolitisch schwarz, die CDU kommt auf deutlich bessere Ergebnisse als bei der letzten vom MDR beauftragten Umfrage und steht auch besser da als bei den letzten Bundestagswahlen 2013. Im Schnitt der drei Länder würde die CDU 45 Prozent erreichen, bundesweit kommt sie derzeit auf Werte von um die 38 Prozent.
Ein weiteres Ergebnis: viele Unentschlossene. Die Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, eine Region, die der MDR penetrant »Mitteldeutschland« nennt, was mit Blick auf die Lage Sachsen an der Grenze zu Polen und Tschechien befremdlich klingt, wissen zu einem großen Teil noch nicht, wen sie im September wirklich ankreuzen wollen - oder ob sie überhaupt ins Stimmlokal gehen. Die Zahlen der Befragten, die nicht oder ungültig wählen würden beziehungsweise noch nicht wussten, wen sie wählen wollen, lag in Thüringen bei rund 25 Prozent, in Sachsen bei 31 Prozent, in Sachsen-Anhalt sogar bei 33 Prozent.
Auch für die Linkspartei lässt sich das als Reservoir der Hoffnung auf noch zu erreichende Zuwächse interpretieren – wenn man positiv denken will. Der Rückgang ist aber nicht zu übersehen: Die Linken stehen im Mittel der drei Länderzahlen zwar mit 16 Prozent auf dem zweiten Platz noch vor SPD und der Rechtsaußentruppe AfD. Aber sie liegen auch klar unter den Werten der letzten Bundestagswahl. In Thüringen erreichte man seinerzeit über 23 Prozent, nun wird die Partei dort bei 20 Prozent taxiert - sie ist immerhin im Aufwind. In Sachsen lag die Linkspartei 2013 bei 20 Prozent, derzeit steht sie dort bei 14 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist die Lage ähnlich: 2013 bei der Bundestagswahl kam die Linkspartei dort auf knapp 24 Prozent, derzeit steht sie bei 17 Prozent.
Die AfD kommt in allen drei Bundesländern auf geringere Werte als bei der Vorgängerumfrage - die Zahlen für die Rechtsaußen in Ostdeutschland liegen aber immer noch weit über dem Bundesschnitt. Vor allem in Sachsen ist die nationalistisch-rassistische Partei stark, wäre am Sonntag Bundestagswahl käme sie dort auf 18 Prozent und damit auf den zweiten Platz. In Sachsen-Anhalt steht sie mit elf Prozent auf Rang vier, in Thüringen teilt sie sich den dritten Platz mit der SPD - stürzte aber im Vergleich zur Vorgängerumfrage um sieben Prozent auf zwölf Prozent ab.
Die Sozialdemokraten spielen in den drei Ländern bundespolitisch eine, nun sagen wir: eher untergeordnete Rolle. Die SPD kommt in den aktuellen Umfragen im Schnitt auf zwölf Prozent, das ist etwas die Hälfte der Umfragezahlen, die Martin Schulz nach dem Ablassen der heißen Umfrageluft aus der Schulzzug-Blase nun wieder erreicht. In Sachsen steht die SPD bei nur elf Prozent, in Sachsen-Anhalt kommt sie auf 14 Prozent, in Thüringen auch nur auf zwölf Prozent.
Schwach stehen auch die Grünen da, was bundespolitisch schon deshalb ein Problem ist, weil jeder Hoffnung auf eine Mehrheit links von Angela Merkel auf die Stärke auch der Ökopartei angewiesen wäre. Bei Bundestagswahlen würden die Grünen in Thüringen und Sachsen-Anhalt derzeit nur vier Prozent holen, in Sachsen sogar nur drei Prozent. Dort hatten sie 2013 immerhin noch fast fünf Prozent erhalten. tos
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.