Sozialer Streik
Lexikon der Bewegungssprache
Die alltäglichen Kämpfe gegen die kapitalistischen Zurichtungen des Lebens finden immer häufiger auch jenseits des Arbeitsplatzes statt, beispielsweise bei Mietenprotesten oder beim Jobcenter. Pfiffige italienische Intellektuelle haben deshalb das Konzept des »sozialen Streiks« entwickelt. Die verschiedenen Kämpfe müssten demnach kombiniert und intensiviert werden. Blockaden, Besetzungen oder die Verweigerung von Reproduktionsarbeit wären dafür gut geeignete Methoden. Die Aufgabe des radikalen Aktivisten besteht darin, den Mitarbeiter des Versandhändlers mit der Feministin und dem von Gentrifizierung bedrohten Rentner zusammenzubringen. Alle müssten dann verstehen, dass der Kapitalismus das Hauptproblem darstellt und sie deswegen alle zu seiner Politaktion kommen sollten. Dadurch würden sie nämlich ein gemeinsames Bewusstsein erlangen. Zur Agitation kann der Aktivist den Begriff »sozialer Streik« benutzen. Eher vage, eignet sich das Wort, um den Willen zum Klassenkampf auszudrücken und sich gleichzeitig als modern zu präsentieren. Was das in der Praxis nun genau bedeuten soll, und wie es dann nach der gemeinsamen, schlecht besuchten Politaktion weitergeht, weiß trotzdem niemand. seb
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