Nicht einmal jeder fünfte Beschäftigte in der Gewerkschaft
Organisationsgrad liegt laut IW Köln bei 18,9 Prozent / Starke regionale Unterschiede / Gewerkschaftliche Organisierung seit 2011 leicht angestiegen
Berlin. Wie steht es um den Organisationsgrad der Gewerkschaften hierzulande? Nicht so gut: Nur knapp jeder fünfte Beschäftigte ist Mitglied in einer Gewerkschaft, das jedenfalls ist das Ergebnis einer Studie des unternehmensnahen Instituts der deutschen Wirtschaft. Wie die »Rheinische Post« unter Berufung auf IW-Zahlen berichtet, betrug der Nettoorganisationsgrad der Gewerkschaften, also ohne Berücksichtigung der Arbeitslosen und Rentner, nur 18,9 Prozent. Datengrundlage ist das Sozio-oekonomische Panel, für das im Jahr 2015 rund 12.000 Haushalte zu ihren Lebensumständen befragt worden waren.
Im Westen ist der Organisationsgrad höher (19,4 Prozent), im Osten liegt er darunter (16,5 Prozent). Auch regional sind die Unterschiede recht deutlich: Schlusslicht ist Bremen mit einem Nettoorganisationsgrad von 10,9 Prozent, Spitzenreiter das Saarland mit 30,7 Prozent. Bereits zuvor hatte es in Medienberichten geheißen, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad im Vergleich zum Jahr 2011 insgesamt leicht gestiegen sei. Allerdings sind die Zuwächse vor allem auf das Konto des DBB Beamtenbundes gegangen, die im Deutschen Gewerkschaftsbund vereinten acht Branchengewerkschaften hätten dagegen Mitglieder verloren.
Vor wenigen Tagen hatte das Instituts der deutschen Wirtschaft bereits Zahlen über den Bruttoorganisationsgrad der DGB-Gewerkschaften veröffentlicht, der nicht erwerbstätige Personen wie Rentner oder Arbeitslose in die Betrachtung mit einbezieht. Bundesweit lag der DGB-Organisationsgrad Ende 2015 demnach bei 15,7 Prozent. Den höchsten Wert erreicht auch hier das Saarland mit 28 Prozent. »Ein ausgeprägtes Ost-West-Gefälle besteht nicht mehr«, heißt es beim IW mit Blick auf die DGB-Zahlen. »Zwar schneiden die ostdeutschen Bundesländer meist unterdurchschnittlich ab. Sachsen-Anhalt und Sachsen liegen aber vor den süddeutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.« Im Süden seien die DGB-Gewerkschaften – abgesehen vom Saarland – demnach »ähnlich schwach verankert wie in Teilen des Ostens«.
Bundesweit liegt der Anteil der Frauen unter den DGB-Mitgliedern bei 33,5 Prozent. Spitzenreiter ist hier Mecklenburg-Vorpommern, wo der Anteil der Frauen an allen Gewerkschaftsmitgliedern bei über 46 Prozent liegt, danach folgt Berlin mit 44,9 Prozent. Den niedrigsten Frauenanteil haben das Saarland mit 26,3 und Bayern mit 29,7 Prozent, so das Institut der deutschen Wirtschaft. nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.