Erdogan plant nach G20-Gipfel offenbar Auftritt in Deutschland

Türkische Botschaft will Pläne bisher nicht bestätigen / LINKE: Bundesregierung muss im Zweifel eingreifen

  • Lesedauer: 2 Min.

Dortmund. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will seine Teilnahme am G20-Gipfel im Juli in Deutschland möglicherweise auch für einen Auftritt vor seinen Anhängern nutzen. Anscheinend gibt es aber Probleme, einen geeigneten Ort dafür zu finden: Für einen angefragten Termin am 9. Juli stehe die Dortmunder Westfalenhalle nicht zur Verfügung, sagte ein Sprecher des Veranstaltungszentrums am Mittwoch. Die Halle sei an diesem Tag bereits belegt.

Auch die König-Pilsner-Arena in Oberhausen erteilte einer Anfrage für eine Veranstaltung mit Erdogan eine Absage. In der Sommerpause könne die Halle wegen Renovierungs- und Umbauarbeiten nicht genutzt werden, sagte ein Sprecher. Vor dem türkischen Verfassungsreferendum im April hatten Auftritte türkischer Regierungsvertreter in Deutschland zu einer schweren Krise zwischen Ankara und Berlin geführt.

Die Westfalenhallen hätten am Dienstag eine Anfrage für eine Veranstaltung erhalten, an der Erdogan teilnehmen solle, sagte der Sprecher. In der Halle liefen am 9. Juli aber Aufbauarbeiten für eine andere Veranstaltung. Erdogan nimmt am 7. und 8. Juli am G20-Gipfel der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Wirtschaftsmächte in Hamburg teil. Wer die Anfrage gestellt habe, wollte der Sprecher nicht sagen. Nach einem Bericht der Dortmunder »Ruhr Nachrichten« soll es sich um ein Event-Unternehmen aus Ankara handeln.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Mittwoch: »Bislang haben wir von der türkischen Seite keine förmliche Anfrage erhalten.« Auch die türkische Botschaft in Berlin konnte Pläne für einen Erdogan-Auftritt nicht bestätigen. »Darüber haben wir keine Informationen«, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Im Streit um Auftritte von türkischen Regierungsvertretern in Deutschland, die teilweise verhindert worden waren, hatte Erdogan Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen März die Anwendung von »Nazi-Methoden« vorgeworfen.

Die LINKEN-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen forderte die Bundesregierung auf, einzugreifen, falls ein Erdogan-Auftritt im Anschluss an den G20-Gipfel geplant sein sollte. »Während deutsche Staatsbürger und Journalisten wie Deniz Yücel in der Türkei weiter in Haft sitzen, darf die Bundesregierung dem türkischen Despoten Erdogan in Deutschland nicht den roten Teppich ausrollen«, sagte sie. Ein solcher Auftritt müsste untersagt werden.

Der letzte Auftritt Erdogans vor Anhängern in Deutschland fand im Mai 2015 in Karlsruhe statt. Es war zugleich Erdogans erster öffentlicher Auftritt in Deutschland als Staatspräsident. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.