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Oberschicht macht optimistisch

Aufschlussreiche Studie des dänischen Kinderhilfswerks

  • Bengt Arvidsson
  • Lesedauer: 3 Min.

In der Wohlfahrtsnation Dänemark sind Umverteilung und damit Chancengleichheit in der Gesellschaft stärker ausgeprägt als zum Beispiel in Deutschland. Und dennoch. Eine repräsentative Studie des staatlichen dänischen Kinderhilfswerks, in der 3700 Schulkinder aus den siebten Klassen befragt wurden, zeichnet zumindest psychologisch ein ungleiches Bild für das skandinavische Land.

Die Kinder wurden unter anderem danach befragt, nach ihren Vorstellungen zur Lebenszufriedenheit befragt. Demnach rechnen 80 Prozent der Siebtklässler aus der Oberschicht mit einem höchst zufriedenstellenden Leben, wenn sie erwachsen sind. Bei den Kindern aus den ärmsten Schichten sind es nur 46 Prozent. Auch das Selbstvertrauen ist bei ihnen schlechter ausgeprägt als bei den Töchtern und Söhnen beispielsweise von Topmanagern.

Dänische Kinder aus armen Verhältnissen glauben demnach viel seltener daran, dass sie Ziele die sie sich gesetzt haben, erreichen können. Auch in anderen Bereichen schneiden sie deutlich schlechter ab. So hatten Kinder aus den unteren sozialen Schichten im Monat vor der Befragung deutlich mehr Krankheitstage. Auch nahmen sie im Vergleich rund ein Drittel mehr Medikamente gegen Magenschmerzen ein und bewerteten ihren Gesundheitszustand im Durchschnitt schlechter als Kinder aus wohlhabenden Familien.

Arme Kinder haben häufig weniger Freunde, sind schlechter sozial eingebunden, weil ihnen unter anderem die Mittel fehlen, an vielen gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen. Auch sind sie häufiger übergewichtig.

»Es ist alarmierend, dass wir schon unter Kindern eine so große soziale Schlagseite haben. Die Studien des Kinderhilfswerks haben immer wieder und wieder aufgezeigt, dass sich Kinder aus armen Verhältnissen in einer breiten Palette von Gebieten schlechter fühlen«, sagt Per Larsen, Chef des dänischen Kinderhilfswerkes, dieser Zeitung. Politiker müssten mehr für diese Kinder tun, damit alle ein gutes und gesundes Leben erwarten können, fordert er. »Darauf haben alle Kinder ein Recht, aber wir sind noch nicht an diesem Punkt.«

Auch andere soziologische Studien aus Skandinavien zeigen, dass etwa familiäre Probleme wie Streit, Übergriffe und Eheprobleme in ärmeren Schichten im Durchschnitt häufiger vorkommen als in wohlhabenden. Psychische Probleme der Eltern und deren schlechtes Selbstwertgefühl, etwa wegen Langzeitarbeitslosigkeit, übertragen sich häufig auf die Kinder; und das obwohl deren Leben gerade erst begonnen hat und sie eigentlich in wohlhabende Ländern relativ uneingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten haben.

Zumindest ist dies auf den ersten Blick so: Der Zugang zum Abitur ist deutlich leichter als andernorts, Studiengänge sind kostenlos, und es gibt ein ausgebautes finanzielles Hilfssystem für die Finanzierung von Schul- und Universitätsbesuchen. Doch wie auch die neue Studie aus Dänemark zeigt, sitzt ein großer Teil der sozialen Ungleichheit in Form von schlechtem Selbstvertrauen im Kopf, was nicht bedeutet, dass diese Form der Ungleichheit weniger wirklich oder das Leben einschränkend ist als der bloße Mangel an Geld.

»Die schlechte finanzielle Ausstattung und die schlechte mentale Situation armer Kinder gehen Hand in Hand, zeigt unsere Studie. Es würde die Gesellschaft viel weniger kosten, diesen Kindern frühzeitig in ihrem Leben zu helfen, statt später«, sagt Larsen.

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