Erstmals Streik bei VW in der Slowakei
Gewerkschaft fordert 16 Prozent mehr Lohn
Bratislava. Bei Volkswagen in der Slowakei haben Tausende Mitarbeiter für eine kräftige Lohnerhöhung gestreikt. Sie versammelten sich am Dienstag vor dem VW-Werk in Bratislava und forderten 16 Prozent mehr Lohn. »Es geht nicht ums Geld. Es geht um den Anstand des Unternehmens«, sagte einer der Streikenden, Stanislav Galva. VW habe »solch große Profite«, die das Unternehmen mit den Arbeitern teilen müsse. Der Autobauer hatte 4,5 Prozent mehr in diesem und 4,2 Prozent mehr im kommenden Jahr angeboten, am Dienstag erhöhte er sein Angebot.
Gewerkschaftschef Zoroslav Smolinsky sagte, bis zu 8600 der 12 300 Beschäftigten hätten die Arbeit niedergelegt. Die VW-Arbeiter seien bereit, mehr als nur einen oder zwei Tage zu streiken. Volkswagen musste am Dienstag die Bänder anhalten, auf denen die Geländewagen VW Touareg und Audi Q7 sowie die Kleinwagen VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo produziert werden. Auch die Fertigung der Karosserie für den Porsche Cayenne stand still. Der Streik ist der erste in einem großen Automobilwerk in der Slowakei und wird von der Regierung unterstützt.
Eine Sprecherin von VW Slovakia hatte die Forderungen der Gewerkschaft am Montag als »inakzeptabel« bezeichnet. Eine Lohnerhöhung um 16 Prozent gefährde die Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunft des Unternehmens. Am Dienstag erhöhte der Autobauer sein Angebot auf 8,9 Prozent mehr Geld.
Die LINKEN-Politikerin Jutta Krellmann begrüßte den Ausstand in Bratislava. Konzerne, die in Billiglohnländern produzieren ließen und nicht bereit seien, den Lebensstandard der Bevölkerung zu erhöhen, »handeln unmoralisch«, erklärte die gewerkschaftspolitische Sprecherin der Fraktion. Die Konkurrenz müsse über das Produkt ausgetragen werden und nicht über die Löhne der Beschäftigten, fügte sie hinzu.
Ein VW-Angestellter in der Slowakei verdient nach Unternehmensangaben im Schnitt 1800 Euro im Monat - die Gehälter der Top-Manager nicht eingerechnet. Der Durchschnittslohn in der Slowakei liegt bei 980 Euro monatlich. VW ist der größte private Arbeitgeber im Land. In den Werken laufen täglich mehr als tausend Fahrzeuge vom Band. Im vergangenen Jahr waren es knapp 389 000 Autos. Erst vor einer Woche feierte der Autobauer das fünfmillionste Auto. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.