Russen: Putin zweitwichtigste Person der Geschichte

In einer Umfrage schließt der russische Präsident erneut zu Stalin auf / Lenin hatten zuletzt immer weniger Russen genannt

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 2 Min.

Immer mehr Russen befürworten die Amtsführung von Wladimir Putin – und halten ihn offenbar für die wichtigste Person der Geschichte. Zu Beginn seiner Amtszeit lag die Zustimmung für den russischen Präsidenten bei rund 40 Prozent und stieg in den folgenden Jahren auf über 80 Prozent. Nun denken offenbar viele Russen, dass Putin die wichtigste Person der Geschichte ist. Das gaben laut einer Umfrage des Levada-Instituts 32 Prozent der Befragten an. Nur Josef Stalin wird von mehr Russen genannt (38 Prozent).

Bei der Umfrage, die als offene Frage konzipiert war, konnten die bedeutendsten Personen aus allen Epochen und Nationen genannt werden. Unter den 20 meistgenannten Personen dominieren russische Persönlichkeiten. Nur drei nichtrussische Personen wurden genannt: Napoleon (Platz 14: 9 Prozent), sowie die beiden Physiker Albert Einstein (Platz 16: 7 Prozent) und Isaac Newton (Platz 16: 7 Prozent).

Russen: Putin zweitwichtigste Person der Geschichte

Das Institut hat die Umfrage seit 1989 regelmäßig erhoben. Seit dem Ende der Sowjetunion hat vor allem Lenin an Popularität verloren. 1989 nannten ihn noch 72 Prozent der Russen als wichtigste Person, das waren damals mit Abstand die meisten. In der aktuellen Umfrage wird er nur noch von 32 Prozent als herausragende Person genannt.

Gleichzeitig ist Josef Stalin für die meisten Russen offenbar immer wichtiger geworden. 1989 nannten ihn nur 12 Prozent, 2012 führte er die Liste der wichtigsten Personen der Geschichte an. 42 Prozent nannten ihn damals. Die Zahlen zeigen, dass der »Mythos Stalin« offenbar sehr lebendig ist und das ambivalente Erbe des russischen Staatsmanns, der Deutschland besiegte, das Land industrialisierte, aber auch für den Massenmord an seinen Gegnern verantwortlich war, für viele Russen wichtig ist.

Russen: Putin zweitwichtigste Person der Geschichte

Die Bewertung von Wladimir Putin unterliegt einer sehr starken Konjunktur. 2003 nannten ihn 21 Prozent der Befragten als herausragend, 2008 waren es bereits 32 Prozent. Zeitgleich zu den Protesten gegen Putin zwischen 2011 und 2013 sank dieser Wert wieder auf 22 Prozent. Laut der neuesten Befragung ordnen wieder deutlich mehr Menschen Putin unter den ganz Großen ein. Den zweiten Platz teilt sich Putin allerdings mit dem russischen Poeten Alexander Pushkin, auch ihn nannten 34 Prozent der Befragten als herausragend.

Für die Levada-Umfrage wurden vom 7. bis 10. April 1600 Russen über 18 Jahren in 137 Siedlungen in 48 Regionen Russlands befragt. Die Befragten konnten mehr als eine Person nennen.

Das Levada-Institut wurde 1989 gegründet und ist nach dem ersten russischen Soziologie Professor Yuri Levada benannt. Das Institut führt eigene Markt- und Meinungsforschung durch. Im September 2016 veröffentlichte das Institut eine Umfrage, die einen deutlichen Niedergang der Unterstützung für Putins Partei »Einiges Russland« zeigte. Daraufhin beschuldigte das russische Justizministerium Levada ein »ausländischer Agent« zu sein.

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