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Rabiate Fahrkartenkontrolle in der Münchner S-Bahn

Journalistin filmt Vorfall und wirft den Kontrolleuren rassistisch motiviertes Handeln vor

  • Fabian Hillebrand
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Journalistin Natalija Miletic wurde am Dienstag den 27. Juni gegen 12 Uhr zufällig Zeuge einer Fahrgastkontrolle, die eskalierte. Zwei Mitarbeiter der Deutschen Bahn stiegen in die S-Bahn, mit der sie vom Münchener Flughafen in die Innenstadt fuhr. Laut Miletic ließen sich die Security-Männer die Tickets von jedem Passagier zeigen. Sie trafen dabei einen jungen Mann ohne Ticket an. Die Sicherheitsleute gingen laut Miletic »äußert rabiat« gegen diesen vor. Sie wollten von ihm unter anderem wissen, wie viel Geld er bei sich trüge. Die 9 Euro, die er dabei hatte, soll der Mann nach eigener Aussage dringend gebraucht haben. Trotzdem nahmen ihm die Sicherheitsmännder das Geld ab.

Sie sollen dabei gesagt haben, dass das Geld auf die 60 Euro angerechnet werde, mit denen Schwarzfahren in München sanktioniert werde. Ein ungewöhnlicher Vorgang. Eigentlich dürfen die Bahn-Sicherheitsleute entweder die Strafe von 60 Euro direkt kassieren, oder eine Beförderungsgebühr ausstellen. Dass Teilbeträge entgegengenommen wurden, sei unüblich, sagte ein Sprecher der Bahn. Auch wenn er den Vorfall so nicht bestätigen konnte.

An der Bahnhaltestelle Leuchtenbergring sollen die Kontrolleure dann zu dem Mann gesagt haben, dass dies sein letzter Stopp sei. Die folgenden Szenen hat Natalija Miletic mit ihrem Handy gefilmt. Auf dem Video nimmt einer der beiden DB-Mitarbeiter den Mann in den Schwitzkasten. Dieser stöhnt immer wieder laut auf und versucht, sich an einer Glaswand festzuhalten. Der zweite Mitarbeiter versucht, die Hand des Mannes von der Glaswand zu lösen. Als dies gelingt, schleifen die beiden Männer den vermeintlichen Schwarzfahrer auf den Bahnsteig, bringen ihn dort zu Boden und pressen sein Gesicht auf den Boden. Im Video ist Miletic zu hören, wie sie während des Vorgangs protestiert und den Bahnangestellten Rassismus vorwirft. Andere Zugreisende stimmen ihr zu und fordern das Personal auf, den in den Schwitzkasten genommenen Mann loszulassen.

Wenn der Vorfall sich so zugetragen hat, wie Miletic beschreibt, wirft dies einige Fragen auf. Die Kompetenzen von DB-eigenen Sicherheitskräfte könnten überschritten worden sein. Diese dürfen eine Person bei Verdacht auf eine Straftat nur festhalten und auf die Bundespolizei warten. Sie haben selber keine Polizeibefugnisse. Auch wirft Miletic den beiden Mitarbeitern vor, sie hätten den Mann aufgrund seiner schwarzen Hautfarbe gesondert behandelt. Ob die Beiden aus rassistischen Motiven gehandelt haben, ist noch unklar. Es wäre aber nicht der erste Vorfall dieser Art. In der Vergangenheit beschimpfte der Fahrer einer Münchener S-Bahn einen afrikanischen Fahrgast rassistisch. In einem anderen Fall wollten Kontrolleure einen syrischen Fahrgast trotz gestempelter Fahrkarte sanktionieren.

Inzwischen ermittelt die Bundespolizei wegen schwerer Körperverletzung. Die beiden Mitarbeiter der Deutschen Bahn werden vorerst nicht weiter auf Streife geschickt.

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