Letztes Aufgebot des IS in Mossul?
Dschihadisten wehren sich mit Selbstmordattentaten gegen Rückeroberung der irakischen Stadt
Mossul. Bei ihrem Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im nordirakischen Mossul befürchten die Antiterror-Einheiten der irakischen Armee weitere Selbstmordattentate, vor allem durch Frauen. »Der Feind hat in den drei vergangenen Tagen Selbstmordattentäter, vor allem Frauen, eingesetzt«, sagte Antiterror-Befehlshaber Sami al-Aridhi am Montag während der Kämpfe in Mossul. Drei seiner Männer seien ums Leben gekommen, als sich eine 14-Jährige und eine Zwölfjährige sprengten. Die Antiterror-Einheiten ordneten inzwischen an, dass Männer bei Kontrollen ihre Hemden ausziehen und Frauen sowohl Kopfbedeckungen als auch weite Kleider ablegen müssen. Vor den jüngsten Selbstmordattentaten hätten die IS-Einheiten eher auf Bombenexplosionen und Heckenschützen gesetzt, sagte Aridhi. Er schätzte die Zahl der IS-Kämpfer, die noch in der Stadt seien, auf »mindestens 200«.
Zugleich zeigte der Kommandeur sich zuversichtlich, die Eroberung Mossuls innerhalb einer Woche abschließen zu können.
In der Altstadt von Mossul gebe es »erbitterte Kämpfe«, sagte der Arzt Nasar Salih, der in einer behelfsmäßig eingerichteten Klinik Verletzte behandelt. Eine 20-jährige Frau sagte, neun Mitglieder ihrer Familie seien getötet worden.
Mossul ist die zweitgrößte Stadt in Irak. Der IS hatte die Großstadt 2014 überrannt. Die Dschihadisten riefen in den von ihnen eroberten Gebieten in Irak und in Syrien ein »Kalifat« aus. Die irakischen Truppen hatten im Oktober mit der Rückeroberung von Mossul begonnen. Der Ostteil der Stadt wurde im Januar zurückerobert, einen Monat später folgte der Einsatz im Westteil der Stadt. Nach Rückeroberung der symbolträchtigen Al-Nuri-Moschee hatte der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi vorige Woche bereits das Ende des IS-»Kalifats« verkündet. Die Rückgewinnung der Moschee erfolgte auf den Tag genau drei Jahre nach der Ausrufung des »Kalifats«. AFP/nd
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