Neuköllner Stadtrat erklärt AfD-Austritt

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Die AfD hat wieder ein Mitglied weniger. Bernward Eberenz, Stadtrat für Umwelt und Natur in Neukölln, hat am Mittwoch seinen Austritt aus der Partei erklärt. Seinen Posten will er »zum Wohle aller Neuköllner Bürgerinnen und Bürger« behalten. Er begründete den Schritt mit der Entscheidung der AfD Neukölln, den Politiker Andreas Wild als Direktkandidaten für den Bezirk ins Rennen um die Bundestagswahl zu schicken. Wild sitzt im Berliner Abgeordnetenhaus und hat sein Wahlkreisbüro in Lichterfelde Ost.

Am Dienstagabend habe er den Wahlvorschlag des Bezirksverbandes der AfD-Neukölln für den Direktkandidaten zur Bundestagswahl beim Kreiswahlamt eingereicht, sagte Eberenz in einer persönlichen Erklärung am Mittwoch. »Ich respektiere damit die politische Willensbildung in der AfD. Allerdings werden durch den Direktkandidaten für die anstehende Bundestagswahl Positionen repräsentiert, die ich als unvereinbar mit meinen politischen Überzeugungen sehe.« Eberenz selbst war für Rückfragen nicht erreichbar. Aus der Abteilung Umwelt und Natur des Bezirksamtes Neukölln hieß es: »Herr Eberenz möchte sich über die Erklärung hinaus nicht zu dem Thema äußern.«

Grund sind vermutlich die rechten Ansichten von Andreas Wild. Bei einer Kundgebung in Erfurt hatte Wild vorgeschlagen, Flüchtlinge in spärlich besiedelte Landstriche zu bringen. Für die »vorübergehenden Flüchtlingslager« brauche es »Bauholz, Hämmer, Sägen und Nägel«. Laut einem rbb-Beitrag soll Wild sich über die »Umvolkung« aufgeregt haben, die in Neukölln stattgefunden habe. Dort müsse es »wieder eine deutsche Bevölkerung« geben. In der »Zeit« wird er bei einem Spaziergang durch die Neuköllner Sonnenallee, in der viele arabische Geschäfte sind, mit dem Satz zitiert: »Wo es am Dreckigsten ist, macht es am meisten Spaß auszumisten.« Im Abgeordnetenhaus schlug er vor, Steuersündern nicht den Führerschein, sondern die Frauen wegzunehmen.

Bernward Eberenz selbst galt als ungewöhnliche Wahl für einen AfD-Funktionär. In Medienberichten wird er als offen schwul lebend bezeichnet. Mit seinem damaligen türkischen Partner soll er einige Jahre in Istanbul gelebt haben. Eberenz ist Künstler und Deutschlehrer für Migranten.

Dem Berliner Landesverband der AfD liegt Sprecher Ronald Gläser zufolge noch kein Austrittsschreiben von Eberenz vor. »Sollte er tatsächlich die Alternative für Deutschland verlassen, so wäre dies bedauerlich.« Zur Begründung von Eberenz will sich Gläser nicht äußern, auch nicht zu Aussagen »des Parteifreundes Wild«.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.