Das war Klasse

Nachwehen von G20 und Arbeiter in Bewegung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Über das, was in Hamburg ablief, ist das letzte Wort nicht gesprochen. Die Debatte geht gerade los, meist laut tönend, oft wenig differenzierend. Da können Linke noch so mit dem Argument dagegenhalten, dass Kritik an der Polizeiführung nicht dasselbe ist wie ein Ja zur nächtlichen Randale. Dass Letztere sich teils in ein klassenpolitisches Kostüm kleidet, also für sich in Anspruch nimmt, »Kampf« für etwas zu sein, das dann auch noch im Interesse derer sein soll, die lohnabhängig beschäftigt sind, macht die Sache nicht einfacher. Nein, klasse war das nicht.

Aber was ist das überhaupt: die Arbeiterklasse? Sicher nicht das, was in vielen Köpfen noch als Bild von ihr existiert - Industriebeschäftigte aus dem »globalen Norden«, die in einem »Normalarbeitsverhältnis« stecken. Das, sagt der Historiker Marcel van der Linden im nd-Gespräch, war nur »eine temporäre Erscheinung für einen kleinen Teil der Welt«. Längst herrscht wieder »die Norm im Weltkapitalismus«: die Prekarität. Eine globale Arbeiterklasse existiert für van der Linden aber dennoch, trotz der Krise der klassischen Arbeiterbewegung. Van der Linden sieht sogar eine starke Bewegung von Arbeitern jenseits davon - die streiken, die sich verweigern, die protestieren. Und ja, »es gibt Arbeiter, die Arbeiter unterdrücken«, sagt der Historiker - gemeint ist die Polizei.

Ein Urteil über das, was in Hamburg in den vergangenen Tagen geschah, ist das nicht. Aber vielleicht eine Erweiterung des Horizonts in jenen Debatten, die nun die Linken werden führen müssen. tos Seiten 2, 3 und 9

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