Freundlichere Türpolitik bei den Bussen
Einstieg nur beim Busfahrer, seit über einem Jahrzehnt gilt diese goldene Regel für Nutzer der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Nun ist etwas Bewegung in die Sache gekommen. »Zur Verbesserung des Kundendienstes sind an Haltestellen mit erkennbar hohem Fahrgastwechselaufkommen, zum Beispiel in Haltestellenbereichen an S- und U-Bahnhöfen, oder an Umsteigeknotenpunkten mit Mehrfachhaltestellen, alle Türen zu öffnen. Dies gilt ebenfalls bei einer hohen Auslastung des Fahrzeugs«, macht eine neue Anordnung des Betriebsleiters Omnibus nun offiziell, was auf stark ausgelasteten Buslinien wie der Flughafenverbindung TXL schon lange die Regel war. »Die Entscheidung zur Freigabe der hinteren Türen zum Fahrgasteinstieg liegt beim Fahrpersonal«, heißt es weiter in dem Dokument vom 1. Juli.
»Diese Regel galt eigentlich schon immer«, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz auf nd-Anfrage. »Wir haben eine Menge neuer Kollegen, für die haben wir das noch einmal klargestellt«, so Reetz weiter. Als einen Kompromiss zu den Forderungen des rot-rot-grünen Koalitionsvertrags will sie das nicht verstanden wissen. »Der Einstieg beim Bus soll in der Hauptverkehrszeit grundsätzlich an allen Türen erlaubt werden«, heißt es dort.
Die BVG steht dem Vorhaben skeptisch gegenüber. »Wir hatten 2004, nach Wiedereinführung des Vordereinstiegs, 4,6 Millionen Euro mehr in der Kasse«, sagt Reetz. »Wir sind nach wie vor in Gesprächen zur Umsetzung«, bestätigt Matthias Tang, Sprecher der Verkehrsverwaltung. »Die Landesregierung könnte uns das einfach befehlen«, erklärt Reetz.
»Wir sind der Meinung, dass der Einstieg an allen Bustüren die Regel sein sollte«, erklärt Jens Wieseke, Sprecher des Fahrgastverbands IGEB. Es sei eine Qual, sich durch überfüllte Busse nach hinten zu kämpfen, wo es oft noch freie Sitzplätze gebe. »Wenn die BVG Probleme bei den Einnahmen sieht, muss sie eben schärfer kontrollieren«, sagt Wieseke. Tatsächlich suchen die Verkehrsbetriebe gezielt Fahrkartenkontrolleure für den Busbereich. »Möglichst noch im Herbst« sollen sie ihre Arbeit aufnehmen, sagt Reetz. Für die Fahrgäste könnten sich dann viele Türen öffnen.
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