Nöte, Hoffnungen, Rebellionen
Briefe aus fünf Jahrzehnten erzählen das Leben Victor Klemperers
Die Briefe, die Victor Klemperer nach dem Ende des Krieges der Post übergibt, meist sehr lang, sind Lebenszeichen, Nachrichten eines Überlebenden, Mitteilungen, wie es ihm und seiner Frau in den letzten Jahren ergangen ist. Das alles ist mit ein paar Worten nicht zu machen. Aus München, wohin sie sich im Februar 1945 nach ihrer Flucht aus dem brennenden Judenhaus in Dresden retten konnten, sind sie mit ihrem Gepäck beinahe jeden Tag zwanzig bis dreißig Kilometer gelaufen, müde, hungrig, erschöpft, nur manchmal half ein Auto, ein Ochsenwagen oder Güterzug ein kleines Stück weiter. Nach »drei Vagabundenwochen« waren sie endlich wieder zu Hause. Sie fanden ihr Eigenheim in Dölzschen glücklicherweise unversehrt, innen aber (»ein Saustall«) total verwüstet. Was sie einmal besaßen, Möbel, Flügel, Wäsche, Bibliothek, hatte die Gestapo abtransportiert und vernichtet. »Aber bei alldem u. trotz einiger Stümpereien und mannigfacher kleiner Nöte u...
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