Im Tunnel

Personalie

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.

In dieser Zeitung hieß es vor wenigen Tagen, dass die, die während der Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg Autos in Brand steckten, damit die Lebensentwürfe in Frage stellten, in denen der Besitz eines Autos für sozialen Erfolg steht. Darin steckt viel Wahrheit. Das linksautonome Milieu braucht wie jede Form der Subkultur seine Ikonographie des Protests, mit der es sich zum einen von der Gesellschaft, zu der es gehört, die es aber in all ihrer als Verlogenheit empfundenen Widersprüchlichkeit und Kompromissfähigkeit ablehnt, abgrenzt, mit der seine Mitglieder zum anderen aber auch Fanale der Zugehörigkeit zur eigenen Gruppe setzen können.

Und diese Zugehörigkeit hat ihren schärfsten Ausdruck in der kompromisslosen Trennung zwischen dem Wir und den Anderen sowie in der Fokussierung auf eben jenes Andere. Im Tunnelblick des Aktivisten gerät so politisches Engagement gegen Neonazis ebenso leicht zum bloßen Fetisch wie der Protest gegen den G20-Gipfel.

Einer, der in diesem Tunnel feststeckt, ist Sören Kohlhuber, der bis vor wenigen Tagen für das von »Zeit-Online« betriebene Weblog »Störungsmelder« tätig war, einem Projekt, das 2007 als Informationsmedium gegen Rechtsextremismus gegründet wurde. Für das Blog arbeiten mehr als 50 ehrenamtliche, freie Autoren. Die Arbeit des Blogs ist wichtig, weil es die Öffentlichkeit über Rechtsextremismus aufklärt.

Das Weblog hat sich jetzt von Kohlhuber getrennt. Grund dafür ist nicht nur der, dass Kohlhuber via Twitter mitteilte, jeder Stein, der in Richtung der Polizei flog, habe »seine Berechtigung«. Der für den G20-Gipfel akkreditierte Autor hatte bei den Demos andere Berichterstatter fotografiert, die er der rechten Identitären Bewegung zurechnete, und die Steckbriefe auf Twitter veröffentlicht. Die Betroffenen wurden von linken Demonstranten angegriffen und bedroht. Neben Kohlhuber kündigte der »Störungsmelder« noch einem anderen linken Aktivisten die Zusammenarbeit auf, der, so das Weblog, in seinem privaten Account die Gewalt durch Demonstranten ebenfalls verherrlicht habe.

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