Sorgten Falschmeldungen der Emirate für Krise?

Ein Anti-Terror-Abkommen zwischen Katar und den USA soll nun Entspannung bringen

  • Oliver Eberhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Kalte Krieg zwischen Katar, Saudi-Arabien Ägypten, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird auch in Europa ausgefochten. In Zeitungsanzeigen und sozialen Netzwerken im Internet versucht die saudische Regierung zu erklären, wo die Probleme mit Katar liegen. Und das kleine, extrem reiche Land lässt indes Tausende Kühe aus Europa einfliegen. Das muss nicht unbedingt sein, denn Fleisch und Milch wären günstiger und einfacher aus Iran und Pakistan zu beschaffen. Doch »wir wollen ein deutliches Zeichen setzen«, sagt Muhammed Bin Ahmed Bin Towar Al Kuwari, stellvertretender Vorsitzender der Handelskammer Katars: »Wir schaffen das; unser Leben geht ganz normal weiter.«

Am Wochenende nahm der Kalte Krieg um Katar eine neue Wendung, als die »Washington Post« unter Berufung auf amerikanische Geheimdienst-Quellen berichtete, die Regierung der VAE stecke hinter dem Hacker-Angriff auf die katarische Nachrichtenagentur, bei dem Falschmeldungen gesetzt worden sein sollen, in denen der katarische Herrscher Scheich Tamim bin Hamad al Thani angeblich Iran und die Hamas lobte und Saudi-Arabien kritisierte. Die Meldungen waren einer der Auslöser der Blockade des Emirats, wobei der Streit allerdings schon seit langem schwelte.

In der vergangenen Woche versuchte US-Außenminister Rex Tillerson zu vermitteln. Fünf Tage lang sprach er mit den Konfliktparteien, bevor dann am Ende bekannt gegeben wurde, Katar habe ein regionales Abkommen über die Bekämpfung von Terror-Finanzierung unterzeichnet. Dies sein »ein wichtiger Schritt zur Entspannung«, so ein Sprecher des State Department, während das saudische Außenministerium die Unterzeichnung zum Erfolg der Blockade erklärte. Nur hatten die Verhandlungen über das Abkommen bereits Ende der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama begonnen, waren dann ins Stocken geraten, weil Riad forderte, bestimmte Gruppen, die man beispielsweise im Jemen unterstützt, auszunehmen. Dass Katar das Abkommen nun unterzeichnet hat, bringt Saudi-Arabien in Zugzwang.

Der Auftrieb der Kühe hatte für Katar vor allem interne Gründe. Auf gut 300 000 katarische Staatsbürger kommen gut 2,4 Millionen Gastarbeiter vor allem aus Indien, Pakistan, Nepal und von den Philippinen. Trotz weitgehender Rechtlosigkeit konnte man sie mit vergleichsweise guten Löhnen im Land halten. Die Wirtschaft ist komplett von ihnen abhängig. Als nach Ausbruch der Krise Bilder von leeren Supermarkt-Regalen gezeigt wurden, lösten viele der Heimat-Regierungen Mechanismen aus, die die Heimkehr einer großen Zahl eigener Staatsbürger ermöglichen sollen. Man wollte deshalb unbedingt den Eindruck von Versorgungsengpässen vermeiden, sagt Kuwairi.

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