Die Infektion der Elendsviertel
Cholera ist gut behandelbar, dennoch sterben jährlich Zehntausende Menschen an der Seuche
»Die scheußlichste Pestluft aus den Gossen erfüllt zuzeiten die enge Straße, in welcher die Bewohner einander in die Fenster sehen. Unter manchen dieser Häuser sind wieder Eingänge in neue Labyrinthe. Nur gebückt ist das Innere dieser zweiten Höfe zu erreichen.« So beschrieb der Theologe Johann Hinrich Wichern das Gängeviertel in der Hamburger Innenstadt Mitte des 19. Jahrhunderts. Trinkwasser wurde entweder von Wasserträgern gebracht, die ärmsten Bewohner schöpften ihren Bedarf direkt aus den innerstädtischen Kanälen, den Fleeten. Dorthinein gelangten auch Abfälle und Abwässer jeder Art. Wenige Jahrzehnte später waren gerade diese Viertel vom letzten großen Choleraausbruch in Deutschland besonders betroffen. Robert Koch schrieb im Spätsommer 1892 an den Kaiser: »Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln.«
Heute wird davon au...
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