Kein Denkmal für Utöya
Norwegens Öffentlichkeit sieben Jahre nach dem Massenmord gegenüber dem Vorhaben weiter gespalten
Wie auffällig darf ein Massenmord-Denkmal sein und hat es wirklich eine heilende Wirkung? Diese Grundsatzfragen beim Denkmal für die insgesamt 77 Todesopfer der Breivik-Massaker von Oslo und Utöya am 22. Juli 2011 spaltet Norwegen schon seit sieben Jahren. Auf Utöya starben 69 Menschen, von der Nachwuchsorganisation der Sozialdemokraten, die dort ein Sommerlager unterhielt. Attentäter Anders Breivik, der sich inzwischen Fjotolf Hansen nennt, wollte die Partei damit für den Zuzug von Moslems nach Norwegen bestrafen.
Die derzeitige Regierung aus Bürgerlichen und rechtsnationalistischer Fortschrittspartei - bei dieser Partei war Breivik aktives Mitglied - hat Anwohnerprotesten gegen ein bereits bewilligtes Denkmal nun stattgegeben. Es ist den Anwohnern zu auffällig, es störe die Aussicht, auch von einem negativen Effekt auf die Immobilienpreise war die Rede.
Es geht um das von der sozialdemokratischen Vorgängerregierung in Auftrag gegebene auffällige Denkmal »Wunde der Erinnerung« vom schwedischen Künstler Jonas Dahlberg: Am Ufer gegenüber der Insel Utöya wollte er eine Landzunge vom Festland durch einen künstlichen dreieinhalb Meter langen Wassergraben mit steilen Wänden abtrennen. Auf der so neu entstandenen Insel sollten die Namen der Opfer stehen, unerreichbar für Besucher. Es ging darum, permanenten Verlust und tiefen Einschnitt zu symbolisieren. Die »Wunde in der Landschaft« sollte eine »ewige« sein, so Dahlberg. Nun hat sich Oslo anders entschieden. Man wolle etwas »Zurückhaltenderes«.
Auch Dahlbergs zweites Projekt, im Regierungsviertel von Oslo, wo Breivik mit einer Bombe acht Menschen tötete, hat Oslo gestoppt. Auf schwarzen Steintafeln wollte er dort die Namen sämtlicher 2011 am Anschlagstag in Norwegen gemeldeten Menschen eingravieren.
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