Spicer geht, jetzt spricht Sanders

Personalrochade im Medienstab von US-Präsident Donald Trump / Umstrittener Pressesprecher tritt zurück

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Berlin. Der vielkritisierte Pressesprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer, tritt zurück, Nachfolgerin wird seine bisherige Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders. Neuer Leiter des Medienstabes im Weißen Haus ist der Finanzinvestor Anthony Scaramucci. Laut Medienberichten soll die Ernennung Scaramuccis der unmittelbare Auslöser für Spicers Rücktritt gewesen sein. Spicer sei damit nicht einverstanden gewesen.

Der 53-Jährige Scaramucci sagte am Freitag in Washington, Trump leiste einen »phänomenalen Job«, was aber noch etwas »aggressiver« kommuniziert werden müsse. Mit Scaramucci als Kommunikationsdirektor hofft der wegen der Russland-Affäre schwer in Bedrängnis geratene Präsident, wieder in die Offensive zu kommen. Laut Medienberichten ist er schwer angetan davon, wie sich der New Yorker Investor regelmäßig in den Nachrichtensendern für ihn ins Zeug geworfen hat. Mit Spicer war Trump hingegen offenkundig unzufrieden.

Der bisherige Präsidentensprecher scheidet nach eigenen Angaben im August aus dem Amt. Gründe für seinen Rücktritt nannte er nicht. Im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärte der 45-Jährige lediglich, es sei ihm »eine Ehre und ein Privileg« gewesen, dem Präsidenten zu dienen. Trump dankte seinem Sprecher in einem kurzen Statement für seine Arbeit. Er ließ aber auch durchblicken, dass er Defizite in der Öffentlichkeitsarbeit sieht. Seine Regierung habe bereits »so viel« erreicht, bekomme dafür aber »so wenig Anerkennung«.

Gegen die Ernennung Scaramuccis soll sich Berichten zufolge auch der Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, gesperrt haben. Scaramucci bestritt jedoch in seinem ersten Auftritt vor dem Pressekorps im Weißen Haus interne Konflikte im Umfeld des Präsidenten: »Ich denke, das Weiße Haus ist in der Spur.« Im Team des Weißen Hauses »mögen wir uns alle aufrichtig«.

Der frühere Kommunikationsdirektor Michael Dubke war im Mai zurückgetreten. Wegen der Affäre um dubiose Russland-Kontakte während des Wahlkampfs steht die Trump-Regierung seit ihrem Antritt vor sechs Monaten massiv unter Druck. Auch einer der externen Rechtsberater Trumps in der Affäre, Mark Corallo, nahm in den vergangenen Tagen seinen Hut. Er war im privaten Rechtsberaterteam für die Kommunikation mit den Medien zuständig gewesen.

Spicer war in seinen Pressekonferenzen den Fragen zu der Affäre immer wieder ausgewichen. Oft lag er mit seinen Äußerungen auch nicht auf einer Linie mit den Twitter-Botschaften und sonstigen Erklärungen des Präsidenten. Oft wirkte Spicer schlecht vorbereitet und hinterließ den Eindruck, keinen sonderlich guten Zugang zu Trump zu haben.

Wie der Präsident pflegte Spicer aber eine harsche Tonart gegenüber kritisch und investigativ berichtenden Medien. In den vergangenen Wochen kam er allerdings immer seltener zu den Pressekonferenzen und wurde dort durch Huckabee Sanders vertreten. Auch wurden zunehmend Kameras von den Briefings im Weißen Haus ausgeschlossen.

Spicer hatte gleich bei seinem ersten Auftritt als Präsidentensprecher im Januar für Empörung gesorgt, als er das Pressekorps in barschem Ton beschied, die Zuschauermenge bei Trumps Vereidigung sei die größte der Geschichte gewesen - dies widersprach den offenkundigen Fakten.

Er wurde dann rasch zu einer im US-Fernsehen häufig veräppelten und karikierten Figur - so in der populären Show »Saturday Night Live«, in der die Komödiantin Melissa McCarthy als Spicer-Double auftrat.

Diverse Patzer des Trump-Sprechers werden in Erinnerung bleiben. So verrannte er sich mit einem Vergleich zwischen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad und Adolf Hitler. Sogar Hitler sei »nicht so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden«, sagte Spicer - womit er den Genozid an den Juden in den NS-Gaskammern ignorierte. Agenturen/nd

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