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Harz zwischen Entspannung und Bedrohung

Nach dem Dauerregen der letzten Tage scheint das Schlimmste vorbei zu sein - weiter draußen im Vorland steigen nun jedoch die Pegel

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Das Schlimmste liegt wohl hinter den Einsatzkräften - nach 48 Stunden prasselnden Dauerregens hat sich die Hochwasser-Lage auch im Harz etwas beruhigt. »In den früheren Akut-Gebieten wie Wernigerode oder Ilsenburg ist es jetzt relativ normal«, sagte am Donnerstag der Leiter der Einsatzstelle beim Landkreis Harz, Kai-Uwe Lohse. »Zu schaffen macht uns das gestiegene Grundwasser.«

Während vielerorts in Sachsen-Anhalt eine Bestandsaufnahme der Schäden gemacht und aufgeräumt wird, hat sich die Lage etwa in Harsleben über Nacht zugespitzt, auch das benachbarte Langenstein ist bedroht. Der Ort Harsleben laufe voll, sagte Lohse. In diesem Dorf nordöstlich von Halberstadt ist der eigentlich unscheinbare Goldbach über die Ufer getreten. »Hier läuft das Wasser zusammen, dass die letzten Tage bei uns von den Bergen runtergekommen ist«, sagte Lohse. Derweil werden in der Verbandsgemeinde Sandsäcke geschleppt und Menschen in Sicherheit gebracht. »Wir unterstützen mit unseren Schlauchbooten den Transport von Sandsäcken«, erklärte der Zugführer eines DLRG-Wasserrettungszuges, Michael Bresch. In tiefer gelegenen Stellen würden Häuser evakuiert und die Bewohner, wenn nötig auch mit ihren Haustieren, in Sicherheit gebracht.

Unterdessen läuft oberhalb der Harzstadt Wernigerode unentwegt Wasser aus der Zillierbachtalsperre. Nach Einschätzung des Talsperrenbetriebes wird sie noch tagelang überlaufen - allerdings nicht in gefährlichem Ausmaß. Derzeit strömten rund 1,3 Kubikmeter je Sekunde in den Zillierbach, negative Auswirkungen auf Wernigerode gebe es aufgrund der vergleichsweise geringen Mengen nicht, sagte der Geschäftsbereichsleiter im Talsperrenbetrieb, Joachim Schimrosczyk, in Blankenburg. Von einer seit Dienstag an dem Hochwasser-Fluss Holtemme vermissten Seniorin fehlt weiter jede Spur. Enorme Regenmengen hatten kleine Bäche in der Harzregion in den vergangenen Tagen zu reißenden Fluten werden lassen, Straßen und Häuser standen unter Wasser. Einsatzkräfte sicherten in der Nacht zum Donnerstag den Flusslauf der Holtemme, damit Mahndorf bei Halberstadt nicht überflutet wird. Nach Angaben der Feuerwehr im Kreis Harz standen am Donnerstagmorgen nach wie vor viele Keller unter Wasser.

Nach Angaben des Landkreises Harz waren rund 80 Prozent der Feuerwehren und Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Halberstadt und Quedlinburg seit Dienstag rund um die Uhr an den Hochwasser-Schwerpunkten.

Im niedersächsischen Landkreis Goslar am Harz wurde der am Mittwoch ausgerufene Katastrophenalarm in der Nacht zum Donnerstag wieder aufgehoben, nachdem sich die Lage deutlich entspannte. In Goslar selbst hatte die Altstadt unter Wasser gestanden.

Während im Harzraum vielerorts das große Aufräumen begann, stiegen weiter flussabwärts im nördlicheren Niedersachsen noch die Pegel. In Braunschweig wurde der Höchststand der Oker am Donnerstagabend erwartet. Auch in Hildesheim hofften Bürger und Einsatzkräfte, dass die durchnässten Deiche halten. Die Feuerwehr in Braunschweig warnte am Donnerstag vor Panikmache. Eine Sprecherin bezeichnete die Lage in der Hochwasserregion am Mittag als »relativ ruhig«. Es rolle keine Flutwelle auf Braunschweig zu, sagte Stadtsprecherin Lisa Bertram.

Auch in weiten Teilen Thüringens hat sich die Lage wieder entspannt. Im Norden des Landes blieben jedoch einige Straßen, etwa in Nordhausen, gesperrt, wie eine Polizeisprecherin am Donnerstagmorgen sagte. Die Einsatzkräfte blieben weiter in Alarmbereitschaft. Nach Angaben der Hochwasser-Nachrichtenzentrale gehen die Wasserstände weitestgehend zurück - die Unstrut bleibt jedoch kritisch.

Auch die regengeplagte Hauptstadtregion kann vorerst aufatmen: In den nächsten Tagen soll es keinen Dauerregen mehr geben. Das teilte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag in Potsdam mit. Im Süden Deutschlands hat sich die Lage ebenfalls entspannt: An kleineren Flüssen in Bayern etwa fielen die Pegelstände schon wieder, teilte der Hochwassernachrichtendienst mit. Vor allem der Stand der Donau werde aber im Raum Donauwörth und weiter flussabwärts noch steigen.

Der Deutsche Wetterdienst hob am Donnerstagmorgen alle bestehenden Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen auf. Der Regen höre damit zwar nicht auf, aber die Intensität lasse nach, hieß es. dpa/nd

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