Gemeinsame Sprache und fremde Wörter

Die politische Teilung Koreas hat auch zu einer linguistischen Spaltung geführt

Wie viele seiner Reisen schon in letzter Minute gecancelt wurden, kann Kim Wan Seo nicht mehr zählen. Besonders in Erinnerung ist ihm ein abgeblasener Flug aus dem Frühjahr 2016. Ein Treffen in Pjöngjang war angesetzt, mit führenden Sprachwissenschaftlern der Regierung. Aber als der Norden einen Atomwaffentest machte, der Regierungschef Kim Jong Un dazu mit einem heiligen Krieg gegen die Feinde Nordkoreas drohte, stornierte der Süden mal wieder Kim Wan Seos Ticket. »Mir macht das nichts mehr aus«, sagt er und zuckt mit seinen Schultern. »Das, was man anderswo Normalität nennt, wäre bei uns eigentlich ein Ausnahmezustand.« Dabei geht es ihm nur um ein Wörterbuch.

Ein besonderes allerdings. Der Linguist arbeitet an einem Werk, das der erste offizielle nordkoreanisch-südkoreanische Diktionär werden soll. Seit 1989 sitzen je zehn Kollegen im Süden und im Norden an diesem Projekt. Von den 300 000 Wörtern Inhalt bedürfen ein Drittel ein...


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