Europa und die Türkei: Aneinander gebunden
Europäische Union und Türkei sind ökonomisch eng miteinander verflochten / EU-Vorbeitrittshilfen sind da eher Nebensache
Seit 1996 besteht die Zollunion zwischen EU und Türkei. Seitdem hat sich laut EU-Kommission das Handelsvolumen mit der Türkei vervierfacht.
Die Zollunion gilt für Industriegüter. Eine Ausweitung auf Agrarprodukte, Dienstleistungen und öffentliche Ausschreibungen ist Ankara im Gegenzug für den »Flüchtlingsdeal« mit der EU in Aussicht gestellt worden. Bei einem EU-Türkei-Gipfel in der vergangenen Woche gab es hier jedoch keine Fortschritte.
Laut Bertelsmann-Stiftung und ifo-Institut würde eine Ausweitung der Zollunion für die Türkei ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent innerhalb von zehn Jahren zur Folge haben. Auch die EU würde ökonomisch profitieren.
Seit Dezember 1999 ist die Türkei offizieller Beitrittskandidat der EU. Die Beitrittsverhandlungen zwischen EU und Türkei wurden am 3. Oktober 2005 aufgenommen. Bis heute ist kein einziges Kapitel fertig verhandelt.
Am 24. November 2016 stimmte das EU-Parlament dafür, die Beitrittsgespräche »einzufrieren«, aber nicht zu beenden. Für die EU-Kommission ist das nicht bindend.
Die Türkei ist Mitglied des 1949 gegründeten Europarates mit Sitz in Straßburg. Im April dieses Jahres stimmte eine Mehrheit der 47 Mitgliedsstaaten des Europarats dafür, die Türkei unter Beobachtung zu stellen. Sie war auch schon vorher - zuletzt vor 13 Jahren - »beobachtet« worden.
Wie auch die meisten EU-Staaten gehört die Türkei zur NATO. Umfangreiche Militärhilfen flossen im Rahmen der NATO-Partnerschaft in den vergangenen Jahrzehnten - auch aus Deutschland - in das Land, das über die zweitgrößte NATO-Armee verfügt.
Im März 2016 wurde der »Flüchtlingspakt« zwischen der EU und der Türkei geschlossen. Die Türkei verpflichtet sich zur Zurückhaltung und zur Rücknahme von Geflüchteten. Im Gegenzug erhält die Türkei Hilfen von bis zu sechs Milliarden Euro.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.