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Wunderlampe

Kenan Khadaj

  • Lesedauer: 2 Min.

Es war Ende letzten Monats. Ich ging gerade meiner Arbeit als Stadtreiniger nach, beziehungsweise Müllmann, wie man mich hinter meinem Rücken nennt. Da fand ich im Abfall eine antike Lampe. Wut stieg in mir auf. Diese verdammten Reichen! Was die sich einbilden! So ein wertvolles Stück einfach wegzuwerfen!

Ich werde die Lampe putzen und verkaufen, dachte ich, als ich mich beruhigt hatte. Die ist bestimmt ein Vermögen wert.

Dass Märchen wahr werden können, hätte ich armer Schlucker mir nie träumen lassen. Kaum hatte ich an der Lampe gerieben, erschien der blaue Geist.

»Du hast drei Wünsche frei. Was willst du?«

»Aber sagst du gar nicht ›Ich bin bereit, dir zu gehorchen als dein Sklave‹?«

»Nur wenn ich Alkohol oder Drogen intus habe.«

»Bekomme ich etwas Zeit zum Nachdenken?«

»So viel du willst. Ich habe alle Zeit der Welt. Immerhin hänge ich hier schon seit einer Ewigkeit fest. Aber komm nicht auf komische Ideen. Wünsch dir ja nicht solche Sachen wie: die Beendigung des Krieges in Syrien und im Irak. Oder die Abschaffung der Hungersnot. Oder dass sich die syrische Fußballnationalmannschaft für die WM qualifiziert. Du musst dir etwas Persönliches wünschen ...«

Aus dem Arabischen von Leila Chamma

Was wird es sein? Erstaunlichem wird man begegnen im Band »Weg sein - hier sein. Texte aus Deutschland«. Aber auch alltäglichem Schrecken, kommen doch 19 Autorinnen und Autoren zu Wort, die hier Exil gefunden haben und nun in einer fremden Kultur heimisch werden müssen. Verdienstvoll! (Verlag Secession, 251 S., geb., 24 €)

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