Unternehmen sensibilisieren

Zelt für Rechtsrock: Verleih will nichts gewusst haben

  • Sebastian Haak
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer hat das große Festivalzelt zur Verfügung gestellt, in dem etwa 1050 Rechtsextreme am Samstag in Themar das zweite Neonazi-Konzert in der Stadt innerhalb von zwei Wochen gefeiert haben? Auf einem Bild, das im Internet veröffentlicht worden ist, ist laut Bildbeschreibung zu sehen, wie Mitarbeiter einer Thüringer Zeltverleihfirma vor Beginn des Konzerts gerade die Zeltstangen aufgestellt haben - und zum Zeitpunkt der Aufnahme des Fotos offensichtlich dabei sind, diese mit Zeltbahnen zu bespannen. Im Vordergrund der Aufnahme ist ein Firmenfahrzeug des Unternehmens inklusive Kennzeichen deutlich zu erkennen.

Das betreffende Unternehmen ist in Erfurt ansässig und eine der größten Firmen im Freistaat, die Zelte für alle erdenklichen Gelegenheiten zur Verfügung stellen, für Festivals und Feiern ebenso wie für Lager und Baustellen. Die Firma stand bislang nicht im Verdacht, irgendwie in rechtsextreme Strukturen eingebunden oder sonst wie mit der Szene verbandelt zu sein. Der Inhaber des Zeltverleihunternehmens bestätigt, dass seine Firma ein Zelt »im Raum Hildburghausen« für eine Veranstaltung am Samstag aufgestellt habe. Genaueres wisse er selbst nicht, da ein Mitarbeiter sich um die Details dieses Auftrages gekümmert habe. Allerdings sei in der Firma sicher nicht bekannt, dass das Zelt für ein Nazi-Konzert angefragt worden sei, sagt der Mann. Den Auftrag habe seine Firma aber auch nicht vom Veranstalter selbst, sondern »von einer Technikfirma« erhalten. Sein Zeltverleih habe in diesem Fall als Subunternehmen gearbeitet.

Dass das Unternehmen offenbar unwissentlich das Zelt für ein Neonazi-Konzert gestellt hat, unterstreicht eine Forderung, die Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) vor wenigen Tagen bei einer Diskussion in Themar erhoben hatte - dass nämlich auch all diejenigen, die zum Beispiel Bier, Bratwürste oder Brötchen an Rechtsextreme für ihre Festivals liefern, dafür sensibilisiert werden müssten, dass sie mit dazu beitragen, solche Veranstaltungen zu ermöglichen. Wenn man verstärkt gegen solche Hasskonzerte vorgehen wolle, müsse man mit solchen Unternehmen sprechen, hatte Ramelow gesagt.

Manche Unternehmen allerdings weigern sich bereits, Geschäfte mit Rechtsextremen zu machen. In Themar beispielsweise schlossen während der zwei jüngsten Rechtsrockkonzerte mehrere Läden früher als üblich, um rechten Konzertbesuchern keine Möglichkeit zum Einkaufen zu geben.

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