Hoffen auf den maximalen Erfolg
Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer richtet ihre Siebenkampfkarriere auf Olympia 2020 aus - und plant nebenbei schon die Zeit nach dem Sport
Nach WM-Silber hatte Carolin Schäfer Lust auf eine richtige Völlerei. «Ich habe Bock auf eine Pizza oder etwas, was richtig ungesund und fettig ist», bekannte die 25-jährige Frankfurterin nach dem Siebenkampf am Sonntagabend in London. Kurz zuvor hatte die Olympiafünfte über die abschließenden 800 Meter Platz zwei verteidigt - und war in Tränen ausgebrochen. «Das war pure Erleichterung, endlich dieses Glück fassen zu können, mit Edelmetall nach Hause fahren zu dürfen», sagte Schäfer. Europameisterin Anouk Vetter aus den Niederlanden, die nur drei Punkte zurücklag, ließ sie nicht mehr vorbei. Mit 6696 Punkten musste sie sich nur der belgischen Olympiasiegerin Nafissatou Thiam (6784) geschlagen geben.
«Ich bin einfach so überwältigt vom Erfolg», sagte Schäfer nach dem «absoluten Moment zum Genießen». Dafür habe sie hart gearbeitet und Entbehrungen auf sich genommen. Damit meinte sie nicht nur jahrelanges Training und Diäten. Auch einen privaten Schicksalsschlag: Im Februar 2015 war ihr Freund, der Volleyballspieler Dennis Hefter, beim Überqueren eines Gleises von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden.
«Man muss im Leben ein paar Erfahrungen gemacht haben, um zu wissen, was zählt und was der Sport bedeutet», sagte Schäfer. «Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Doch was richtig zählt, ist das, was nach dem Sport passiert.» Deshalb freut sich die Polizeikommissarin schon auf ihren späteren Job, den sie faszinierend findet und auch wegen ihres «großen Gerechtigkeitssinns» gewählt hat.
Bis Olympia 2020 zählt aber nur der Siebenkampf. «Ich hoffe, meinen Leistungshöhepunkt in Tokio und nicht schon heute gehabt zu haben», sagte Schäfer. «Die Vorfreude ist da, drei Jahre darauf hinzuarbeiten, um dort den maximalen Erfolg abzuräumen.»
Ihr Maßstab ist nun Sabine Braun mit ihren WM-Titeln von 1991 und 1997 sowie dem deutschen Rekord von 6985 Punkten. Nach den 6836 Punkten von Götzis sind Sphären geöffnet worden, die einen darüber nachdenken lassen, was einen die kommenden Jahre erwartet«, meinte Schäfer. »Sicherlich wäre die Krönung, mit dem deutschen Rekord die Karriere zu beenden. Es ist ein Rekord, der realistisch erscheint und in Angriff genommen wird.« dpa/nd
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