Mitwisser
Carsten Kengeter
Carsten Kengeter, eine Größe in der Finanzwelt, wollte als Chef der Deutschen Börse den Betrieb reformieren. Gerade geht es ihm jedoch wegen eines Insiderverfahrens an den Kragen. In Frankfurt am Main kursieren schon Namen möglicher Nachfolger für den Fall seines Rücktritts.
Zuletzt hat Kengeter federführend an den Fusionsverhandlungen mit der Londoner Börse mitgewirkt. Aufgrund der kontroversen Standortfrage, nicht zuletzt wegen des Brexits, werden diese als gescheitert betrachtet. Nicht jedoch der Plan für den Zusammenschluss, vielmehr der Vorwurf des Insiderhandels fällt ihm nun auf die Füße. Laut Staatsanwaltschaft hätten sich die Fusionsgespräche im Sommer 2015 angebahnt. Das Vorhaben aber, die Frankfurter mit der Londoner Börse zu einem europäischen Handelsplatz zu einen, wurde erst im Februar 2016 bekannt gegeben. Nach der Verkündung stiegen die Aktienkurse beider Unternehmen mächtig. Zwischenzeitlich hatte Kenteger im Dezember 2015 Aktien der Deutschen Börse im Wert von 4,5 Millionen Euro erworben. Deshalb steht er seit Anfang des Jahres unter Verdacht, sich mit dem Wissensvorsprung zu Unrecht einen persönlichen Vorteil verschafft zu haben.
Als der Ökonom im Oktober 2014 sein Amt bei der Deutschen Börse antrat, stand er für Erneuerung. Der ehemalige Investmentbanker kannte sich mit riskanten Geschäfte aus. Bei Goldman Sachs war er für den Handel mit Zins- und Wertpapieren zuständig, kündigte 2008 einige Tage vor dem Kollaps von Lehman Brothers, der als Startschuss der weltweiten Finanzkrise gilt. Bei der skandalbelastesten Schweizer Großbank UBS übernahm er bald die Geschäftsführung. Schon einmal wurde Kengeter verdächtigt, Mitwisser zu sein: 2012 kamen Manipulationen der Bank am Referenzzins Libor ans Licht, daraufhin wurde der Mitarbeiter Tom Hayes zu einer 14-jährigen Haftstraße verurteilt. Er sagte aus, dass auch die Chefetage in die Finanzaffäre eingeweiht gewesen sei. Im Gegensatz zu damals verpuffen die Vorwürfe gegen Kengeter derzeit offenbar nicht so schnell.
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