Hinter türkischen Gittern
Die deutsche Journalistin Mesale Tolu im Interview über ihre Haft und Zukunftspläne
Berlin. Die in der Türkei inhaftierte Mesale Tolu will in Zukunft ihre Arbeit als Journalistin fortsetzen. »Natürlich werde ich als Journalistin meinen Weg weitergehen, denn wir alle wissen, dass Journalismus kein Verbrechen ist!«, erklärt die deutsche Staatsbürgerin im nd-Interview. »Die Tatsache, dass ich verhaftet wurde, hat mir weder meine Hoffnung noch die Sehnsucht nach einer gerechten Welt genommen.«
In dem Interview schildert Tolu die widrigen Umstände, unter denen sie und ihr kleiner Sohn in einem türkischen Gefängnis in einer Gemeinschaftszelle leben. »Alle 24 Frauen sind politische Gefangene. Das heißt, ihnen wird ihre Opposition zur herrschenden AKP-Politik vorgeworfen«, sagt Tolu. Etwa zwölf von den Frauen befänden sich in Untersuchungshaft - genau wie Tolu. Vier seien zu lebenslanger Haft verurteilt worden, die übrigen mindestens zu 6,5 Jahren Haft. »Unter ihnen ist Hatice Duman. Sie ist ebenfalls Journalistin und gilt als die am längsten eingesperrte Journalistin der Welt. Seit 14 Jahren sitzt sie für ihre Arbeit bereits im türkischen Gefängnis«, so Tolu.
Der Kontakt zu ihren türkischen Anwälten wird nach Auskunft Tolus nicht behindert. »Wir können zu jeder Zeit zusammenkommen.« Doch auch für ihre juristischen Vertreter waren die Akten zu dem Fall über Monate verschlossen. Das mache die Vorbereitung einer Verteidigung beinahe unmöglich. Kontakt zu ihren deutschen Anwälten wurde Tolu noch nicht erlaubt.
Bereits seit einem halben Jahr sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel in der Türkei in Haft. Dem »Welt«-Korrespondenten wird wie Tolu und Dutzenden anderen türkischen und internationalen Journalisten und Menschrechtsaktivisten Terrorunterstützung vorgeworfen. nd Seite 2 und 3
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