Werbung

Anreiz zur Faulheit

Simon Poelchau über die krasse Ungleichheit bei der Abgabenlast

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Wer Paul Lafargues »Recht auf Faulheit« kennt, wird die Richtigkeit seines Plädoyers gegen die Arbeitsgesellschaft nun von der Bertelsmann-Stiftung bestätigt sehen. Diese kommt in einer neuen Studie zu dem Ergebnis, dass die unteren Einkommen besonders viel an Extraabgaben zahlen müssen, wenn sie mehr arbeiten und somit mehr verdienen.

Dabei geht es nicht nur um Minijobber, denen 80 Prozent ihres Gehalt auf ihre ALG2-Leistungen angerechnet werden. Auch denjenigen, die zwar keine Grundsicherung mehr bekommen, aber trotzdem nicht gerade üppig verdienen, bleibt im Vergleich zu Besserverdienenden recht wenig, wenn sie mehr verdienen. Wer untere und mittlere Einkommen wirklich entlasten will, müsste deswegen auch die Sozialabgaben statt der Einkommenssteuer reformieren, weil erstere sofort voll abgezogen werden. Doch will dies zumindest von linker Seite derzeit niemand tun, weil befürchtet wird, dass dann vor allem Kürzungen bei den Leistungen herauskommen, was wiederum vor allem die Schwächsten treffen wird.

Was bleibt, ist also ein System, das Anreize zur Faulheit schafft. Dabei hätte vermutlich auch Paul Lafargues Schwiegervater den Minijobbern und Geringverdienern geraten, ihre eigene Haut nicht zu häufig zu Markte zu tragen. Der veröffentlichte vor 150 Jahren ein Buch: »Das Kapital«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -