Todesfahrer auf der Flucht

  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Suche nach dem mutmaßlichen Todesfahrer von Barcelona ist der Bruder eines Festgenommenen ins Visier der Ermittler gerückt. Nach Moussa Oukabir werde gefahndet, teilte die katalanische Polizei am Freitag mit. Ob der 17-jährige Bruder des im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommenen Marokkaners Driss Oukabir tatsächlich den Lieferwagen in die Menschenmenge in Barcelona steuerte, sei aber noch nicht erwiesen.

Der Fahrer war am Donnerstagnachmittag in Barcelona über die besonders bei Touristen beliebte Promenade Las Ramblas im Zentrum der katalanischen Hauptstadt gerast. Anschießend entkam er zu Fuß. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nahm die Tat für sich in Anspruch.

Driss Oukabir und ein weiterer Verdächtiger wurden in der Stadt Ripoll nördlich von Barcelona festgenommen. Nach Angaben von Kataloniens Innenminister Joaquim Forn besteht eine »persönliche Beziehung« zwischen den beiden Männern. Ein dritter Verdächtiger, ein Spanier aus der Exklave Melilla, wurde in Alcanar im Süden Kataloniens in Gewahrsam genommen. Dort sollen nach Informationen der Zeitung »El Pais« etwa 20 Gasflaschen gelagert worden sein. Bei der Gasexplosion in der Provinz Tarragona etwa 200 Kilometer südlich von Barcelona seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt worden, erklärte der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero. Es gebe »klare« Verbindungen zu dem Anschlag in Barcelona.

Nur kurz nach dem islamistischen Anschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona hat die Polizei in einem katalanischen Touristenort vermutlich eine zweite Terrorattacke verhindert. In der Stadt Cambrils rund 100 Kilometer südwestlich von Barcelona erschossen die Einsatzkräfte in der Nacht zu Freitag fünf mutmaßliche Terroristen. Sie hatten Sprengstoffgürtel getragen. Wie spanische Medien berichten, sollen die Gürtel Attrappen gewesen sein.

Möglicherweise wollten sie den Anschlag in Barcelona nachahmen. Bei dem Einsatz in Cambrils wurden sieben Menschen verletzt, zwei davon schwer, wie der katalanische Zivilschutz auf Twitter schrieb. Unter den Verletzten war auch ein Polizist. Nach spanischen Medienangaben seien die Täter in einem Wagen von der Polizei kontrolliert worden. Als dieser nach einer Verfolgung umgekippt sei, seien sie geflohen und dann niedergeschossen worden. Zuvor hätten sie noch Menschen angefahren.

Nach Angaben der Behörden besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang zwischen den Taten in Barcelona und Cambrils sowie in der Stadt Alcanar.

Nach Einschätzung des Innenministeriums könnte die Zahl der Todesopfer des Anschlags in Barcelona weiter steigen. Über 100 wurden verletzt, einige davon sehr schwer, sagte der Innenminister der katalanischen Regionalregierung, Joaquim Forn. Agenturen/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.