Rechter Konvertit plante Bombenattacken

Deutscher Islamist wolle Polizisten oder Soldaten in die Luft sprengen - vor dem Glaubensübertritt war Sascha L. bekennender Rechtsextremist

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 3 Min.

Er wollte offenbar Polizisten oder Bundeswehrsoldaten in eine Falle locken und mit einem selbst gebauten Sprengsatz töten: Einen im Februar im niedersächsischen Northeim festgenommenen Salafisten hat jetzt die Generalstaatsanwaltschaft Celle wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat und wegen unerlaubten Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen angeklagt.

Sascha L. sei »hinreichend verdächtig«, sich spätestens seit Dezember 2016 alle notwendigen Materialien zur Herstellung eines fernzündbaren Sprengsatzes mit dem Sprengstoff Acetonperoxid verschafft zu haben, teilte die Strafverfolgungsbehörde mit. Der 26-jährige Deutsche habe einen solchen Sprengsatz bereits hergestellt und im Januar im Stadtgebiet von Northeim zweimal erfolgreich getestet.

Drei weitere Männer wurden ebenfalls angeklagt, sie sollen den Hauptbeschuldigten auf verschiedene Weise unterstützt und damit Beihilfe zu den geplanten Taten geleistet haben. Das Verfahren soll vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Braunschweig stattfinden, es ist aber noch nicht terminiert.

Nach Überzeugung der Generalstaatsanwaltschaft war Sascha L. »fest entschlossen«, mit dem Sprengsatz zuvor angelockte Polizeibeamte per Fernzündung aus einer Entfernung von ungefähr 15 Metern zu töten. Alternatives Ziel seines Anschlags seien Soldaten der Bundeswehr gewesen.

Den Ermittlungen zufolge hat sich Sascha L. als Unterstützer des »Islamischen Staates« betrachtet. Dabei habe sich seine »dschihadistische Überzeugung« mit einem ausgeprägten Antisemitismus und massiven Vorbehalten gegen die »Demokratien westlicher Prägung« verbunden. Nach verübtem Attentat habe er zwei Videos veröffentlichen wollen, die ihn bei der Ableistung des Treueschwurs auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer des »Islamischen Staates«, zeigten. Das Vorhaben scheiterte, weil L. am 21. Februar festgenommen wurde.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Ermittler zum Bau des Sprengsatzes benötigte Chemikalien sowie elektronische Bauteile zur Herstellung eines Fernzünders. L. sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Die mit angeklagten Männer, ein 27-jähriger Afghane und ein 28 Jahre alter Türke, hätten die islamistischen und antisemitischen Einstellungen des Hauptangeklagten geteilt, hieß es. Sie sollen ihn bei den Probesprengungen begleitet und diese gefilmt haben. Der 21-jährige Wladislav S. wurde im April im Kreis Northeim festgenommen - er sei ein Anhänger des Nationalsozialismus. Ihn und Sascha L. habe »eine ausgeprägte antisemitische Haltung« verbunden, heißt es in der Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft: »Sie betrachteten deutsche oder US-amerikanische Soldaten und Polizisten als ›Judendiener‹«.

Nach nd-Informationen ging das Bekenntnis von Sascha L. zu rechtsextremem Gedankengut vor seiner Konvertierung zum Islam sogar noch weiter. Er warnte damals etwa vor dem »schleichenden Volkstod« sowie vor Muslimen, die in Deutschland »die Scharia durchziehen« wollten: »Selbst ein Hund weiß, wo er hingehört - und wohin gehörst du? Sei nicht dümmer als ein Hund und rette die deutsche Bevölkerung vor dem geplanten Aussterben!«, hieß es in einem von ihm ins Netz gestellten Videoclip. In anderen Videos vermummte sich L. mit Schal, Sonnenbrille und öfter auch einer weißen Theatermaske. Solche Masken waren das Merkmal der rechtsextremen Gruppierung »Die Unsterblichen«, die sich so verkleidet ab 2012 vor allem in Brandenburg zu nächtlichen Fackelmärschen trafen.

Vermutlich im Jahr 2014 wurde Sascha L. Muslim. Sein Facebook-Profil schmückte zuletzt ein Vogel, darunter der Satz »Bitte nicht schubsen! Ich habe eine Bombe im Rucksack.«

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