Die Armenier haben wenig vom Kupfer
Die Bergbauindustrie nützt nur den Oligarchen
Die Fabrik in Alawerdi hatte ihre Blütezeit, als Armenien noch zur UdSSR gehörte. Die Kupferindustrie war der Stolz des Bergbaustädtchens und verschaffte nahezu allen männlichen Einwohnern Arbeit. Aber mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 setzten Niedergang und Verfall ein. Die Fabrik musste massiv Arbeitsplätze abbauen.
Armine Ishkanian, Dozentin an der London School of Economics, hat in ihrer Studie »Challenging the Gospel of Neoliberalism? Civil society opposition to mining in Armenia« die Bergbauindustrie in dem Land unter die Lupe genommen. Sie kommt darin zu folgender Schlussfolgerung: »Obwohl die Regierung weiterhin behauptet, dass der Bergbau zu Armutsminderung und Wirtschaftswachstum führt, zeigen die Fakten das Gegenteil, nämlich dass ein hohes Maß an Armut und Ungleichheit besteht.« Die Regierung biete Unternehmen eine Ware an, die »theoretisch allen Armeniern gehört«. Damit diese daraus einen Nutzen ziehen könnten, müsste der Staat die Unternehmen besteuern. »Stattdessen verschenkt die armenische Regierung die Ressourcen der Bergbauindustrie buchstäblich«, meint Ishkanian und hegt einen Verdacht: »Anstatt die Einnahmen auf das Staatsbudget zu übertragen, um allen Armeniern zu helfen, wird das Geld in die Taschen einiger Oligarchen geschleust.« Für die Expertin ist dies nichts Anderes als »Diebstahl«.
Trotz staatlicher Hilfe: Umweltschützer und sinkende Kupferpreise auf dem Weltmarkt bedrohen die Existenz des Kombinats. Falls die Fabrik schließt, wäre es eine weitere Katastrophe für Alawerdi, dessen Einwohnerzahl aufgrund der großen gesellschaftlichen Umwälzungen nach dem Zerfall der Sowjetunion bereits von 26 000 auf 13 000 gesunken ist. Die Stadt kann es sich kaum leisten, die verbliebenen 580 Arbeitsplätze in der Kupferfabrik zu verlieren. Jens Malling
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