Lieber keine muslimischen Nachbarn

Bertelsmann-Studie zeigt zähe Vorbehalte gegen Muslime trotz voranschreitender Integration

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Religionsvielfalt wurde 2013 von 51 Prozent der befragten Einheimischen in Deutschland eher als Bedrohung wahrgenommen, vor allem dem Islam brachten sie Misstrauen entgegen. In ihrem Religionsmonitor vier Jahre danach kommt die Bertelsmann Stiftung zum Ergebnis, dass die Vorbehalte fortbestehen. Eine direkte Anschlussfrage an die Untersuchung von 2013 wurde nicht gestellt, allerdings gab knapp jeder fünfte Bürger (19 Prozent) an, keine Muslime als Nachbarn zu mögen. »Wenn sich Gesellschaften verändern, wird das immer auch als spannungsreich empfunden«, erklärte Stephan Vopel von der Bertelsmann Stiftung. Verglichen wurde die Situation muslimischer Einwanderer in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien - und zwar nach vier Kategorien: Arbeit, Sprachkompetenz, Bildung und soziale Kontakte. Befragt wurden über 10 000 Menschen.

Demnach gleicht sich die Beschäftigungssituation von Muslimen der der Einheimischen an, die Sprachkompetenz wächst. 73 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder muslimischer Einwanderer wachsen mit Deutsch als erster Sprache auf. Der Anteil steige von Generation zu Generation. In Deutschland ist die Integration in den Arbeitsmarkt am weitesten unter den untersuchten Ländern fortgeschritten. Bei der Arbeitslosenquote und der Besetzung von Vollzeitstellen gibt es kaum noch Unterschiede zum Bevölkerungsdurchschnitt. Die Arbeitslosenquote bei Muslimen liegt mit fünf Prozentpunkten gar zwei unter der von Nichtmuslimen. Hochreligiöse Muslime allerdings haben es auf dem Arbeitsmarkt schwerer als Einheimische - anders als beispielsweise in Großbritannien, wo sie bei gleicher Qualifikation in vergleichbarer Größenordnung und in den gleichen Berufsfeldern vertreten sind wie die weniger frommen Gläubigen. Großbritannien geht allerdings liberaler auch mit äußeren Glaubenssymbolen um; muslimische Polizistinnen in London dürfen seit mehr als zehn Jahren Kopftuch zur Uniform tragen.

Weniger gut integriert sind muslimische Schüler in Deutschland. 36 Prozent der Muslime unter dem 17. Lebensjahr verlassen die Schule ohne Abschluss; in Frankreich betrifft dies nur elf Prozent. Grund sehen die Forscher in der frühen Differenzierung verschiedener Schulformen in Deutschland. In Frankreich gehen die Schüler länger gemeinsam zur Schule.

Doch fühlt sich die große Mehrheit der Muslime mit Deutschland verbunden (96 Prozent), eine Mehrheit verbringt auch ihre Freizeit regelmäßig mit Anders- oder Nichtgläubigen (78 Prozent). Mit 37 Prozent der Befragten berichteten Muslime zudem vergleichsweise selten von erlebter Diskriminierung. In Frankreich und vor allem Österreich ist dieser Anteil deutlich höher. Mit Agenturen

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