Sturm »Harvey« stürzt Houston ins Chaos
56.000 Notrufe innerhalb von 15 Stunden in der Millionenmetropole / Hurrikan fordert bisher drei Tote
Houston. Zerstörte Häuser, überflutete Straßen und mehrere Todesopfer - der Sturm »Harvey« hat im US-Bundesstaat Texas schwere Verwüstungen angerichtet. Besonders dramatisch war die Lage am Sonntag in der Millionenmetropole Houston, wo die Überflutungen ein katastrophales Ausmaß annahmen. Ein Ende des Naturdesasters war nicht in Sicht. Mindestens drei Menschen kamen am Wochenende im Zusammenhang mit dem Sturm ums Leben.
Innerhalb von 15 Stunden wurden in Houston 56.000 Notrufe registriert - sieben Mal mehr als üblich. Die städtische Katastrophenschutzbehörde forderte die Einwohner auf, sich aufs Dach zu retten, wenn das oberste Stockwerk ihres Hauses nicht mehr sicher sei. Die Stadt bot öffentliche Gebäude als Notunterkünfte für Menschen an, deren Häuser überflutet wurden. Der Internationale Flughafen wurde am Sonntag bis auf Weiteres geschlossen. Auch die Schulen machen mindestens bis zum 5. September dicht. Bis in die Innenstadt Houstons hinein sind Straßen unpassierbar, nach Behördenangaben alle Autobahnen in der Umgebung überschwemmt.
Binnen 24 Stunden waren in Houston zuvor 60 Zentimeter Regen gefallen, weitere 50 Zentimeter könnten laut Vorhersagen folgen. In der Stadt leben rund 2,3 Millionen Menschen, in der Metropolregion mehr als sechs Millionen.
Der texanische Gouverneur Greg Abbott erklärte, auch nach der Herabstufung von »Harvey« zu einem Tropensturm verschlimmere sich die Lage in den betroffenen Gebieten weiter. Die Zustände seien »schlecht und werden schlimmer«, sagte Abbott am Sonntag dem US-Nachrichtensender Fox News.
Nach dem Abflauen des Sturms droht die Gefahr nicht mehr durch Windböen, sondern durch die massiven Regenfälle, die sich über den Bundesstaat ergossen. Der Nationale Wetterdienst der USA gab am Sonntag eine dramatische Warnung heraus: Die Auswirkungen des Sturms seien »beispiellos« und überstiegen »alle Erwartungen«. Die Bürger müssten allen Anordnungen der Behörden Folge leisten.
»Harvey« hatte Texas am Freitagabend (Ortszeit) als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie erreicht. Es war der stärkste Wirbelsturm seit zwölf Jahren, der das US-Festland traf. Am Sonntag wurde ein dritter Todesfall bestätigt: Ein Frau starb in Houston, als sie sich auf einer überfluteten Straße aus ihrem Auto retten wollte.
Unterdessen gingen auch andernorts Evakuierungen weiter, so in Rockport, wo »Harvey« bei seiner Ankunft zahlreiche Häuser den Erdboden gleichgemacht hatte. In der Stadt mit rund 10.000 Einwohnern, die mit schönen Stränden und künstlerischem Flair als eine Perle des Staates gilt, existiert praktisch keine Infrastruktur mehr.
Das Weiße Haus kündigte am Sonntag an, Präsident Trump werde am Dienstag die betroffenen Gebiete besuchen. Im Kurzbotschaftendienst Twitter hatte Trump zuvor geschrieben, er werde erst nach Texas reisen, wenn dies »keine Störung« des Katastropheneinsatzes verursache. Der Schwerpunkt müsse »auf Leben und Sicherheit liegen«. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.