Der ehrgeizige Zersetzer

Tabubruch und Skandalösität: Zum 150. Todestag Charles Baudelaires

Er hatte ein Gespür für all das, was noch kommen würde: die Verwerfungen und letztlich den Irrlauf einer Moderne, die sich in ihren eigenen Träumen vom neuen Menschen und dem großen Fortschrittsglauben selbst verfangen sollte. In den Heilsversprechen seiner Zeit nimmt er den Keim des Verfalls wahr, aus dem »Die Blumen des Bösen« (1857) hervorgehen.

Nun, anlässlich seines 150. Todestages, ist Charles Baudelaires epochemachendes Werk in einer illustren Neuauflage erschienen. Und noch einmal zieht uns das Grauen in den Bann. Der Dämon greift um sich, »hüllt«, wie der Poet in dem Sonett »Die Zerstörung« schreibt, »sich in die Form einer verführerischen Schönen«, die sich schließlich nur als eine »üble Tränke« erweist. Während in diesem Text zumindest noch die Schimäre von Schönheit aufschimmert, gibt das Gedicht »Die kranke Muse« deren Morbidität von Anfang an zu erkennen. Der Glanz der Frau, er ist dahin. So bleibt nur ein in Sprache...


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