Ein Auslaufmodell - die Diamond League der Leichtathleten

Weltverbandspräsident Sebastian Coe kündigt an, die internationalen Meetings zu reformieren

  • Andreas Schirmer, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Diamond League der Leichtathleten ist ein Auslaufmodell. Nach dem zweiten Finale am Freitag in Brüssel wird die Debatte über die Premiumserie des Weltverbandes IAAF an Fahrt aufnehmen. »Wir müssen unsere Eintages-Ssportfeste neu definieren«, kündigte IAAF-Präsident Sebastian Coe an.

Allerdings laufen die Verträge mit den 14 Meetingveranstaltern in Europa, Asien und den USA sowie mit Fernsehanstalten noch bis 2019. Ob es vorher entscheidende Veränderungen geben wird, um die selten glänzende Serie attraktiver und verständlicher zu machen, ist ungewiss. Besonders nach dem Rücktritt von Supersprinter Usain Bolt, der seit Etablierung der Diamond League 2010 der Zuschauermagnet war und fast allein Arenen füllte, ist der Reformbedarf groß.

»Die Absetzbewegungen sind schon sichtbar, gerade auch seitens der IAAF. Diese Serie wird in Zukunft eine neue Struktur haben«, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). »Der Spannungsgrad, der wegen des völlig unüberschaubaren Konzeptes verloren gegangen ist, muss deutlich erhöht werden.«

Für die Meetingserie 2017 hatte die IAAF schon ein paar Korrekturen vorgenommen. So konnte kein Athlet den Gesamtsieg mehr vor den finalen Stationen in Zürich und Brüssel perfekt machen. Außerdem wurde die Prämie für die 32 Diamond-League-Sieger auf 50 000 Dollar angehoben und für die Jackpotgewinner eine Wild Card für die Weltmeisterschaften 2019 in Doha ausgelobt.

Damit ist die Teilnahme für die Sportler lukrativer, jedoch für die Leichtathletikfans nicht interessanter geworden - zumal in Deutschland seit Jahren die Fernsehbilder aus den 14 Stadien nur im Bezahlfernsehen laufen. »Kein Schwein bekommt etwas mit«, klagte Deutschlands schnellste Sprinterin Gina Lückenkemper. Sie gab 2017 ihr Diamond-League-Debüt. »Viele Jahre waren kaum Deutsche am Start, nun sind sie endlich in größerer Zahl dabei - und in Deutschland wird es nicht gezeigt.«

In Brüssel werden immerhin sieben deutsche Athleten bei der Jagd um den Jackpot mitwirken. Noch einmal kommt es zum Duell der Diskus-Brüder Robert und Christoph Harting; bei den Frauen steigen Nadine Müller und Julia Harting in den Ring. Außerdem sind noch Lisa Ryzih im Stabhochsprung und Weitspringerin Claudia Salman-Rath dabei. Das Kugelstoßen mit dem ehemaligen Weltmeister David Storl war bereits für Donnerstagabend in der City der belgischen Hauptstadt angesetzt. Dreispringer Max Heß und Laufhoffnung Konstanze Klosterhalfen hatten sich ebenfalls qualifiziert, verzichteten aber auf einen Start.

»Ich würde eine Weiterentwicklung der Diamond League begrüßen. Unsere Top-Top-Athleten werden da sicherlich auch zukünftig regelmäßig vertreten sein«, sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska. Nicht vertreten sind in dieser Fünf-Sterne-Serie im Übrigen die Geher und die Hammerwerfer, die in die »World Challenge« abgeschoben wurden. Bisher waren auch die Mehrkämpfer nicht im Programm, was sich ändern könnte. Beim Meeting in Paris gab es ein Pilotprojekt mit einem Dreikampf aus Hürdensprint, Speerwurf und Weitsprung.

Der Weltmeisterschaftszweite bei den Mehrkämpfern, Rico Freimuth, findet die Idee klasse und wünscht sich eine permanente Aufnahme. »Da könnte man die Top-Zehnkämpfer bei mehreren Meetings jeweils einen Zwei- oder Dreikampf machen lassen«, erklärte er. »Jede einzelne Zehnkampf-Disziplin einmal. Da hätten die Zehnkämpfer mehr Aufmerksamkeit.« Und die IAAF einen Reformansatz. dpa/nd

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