Blumen und Frauen
Das PEN-Zentrum Deutschland hat sich für den Erhalt von Eugen Gomringers Gedicht »avenidas« an einer Fassade der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf ausgesprochen. Die PEN-Präsidentin Regula Venske forderte die Leitung der Hochschule und die Studierenden dazu auf, sich mit allem Nachdruck für den Erhalt und damit für die Freiheit des dichterischen Wortes einzusetzen.
In einem Offenen Brief hatte sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Hochschule im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, das auf Spanisch verfasste Gedicht von der Fassade zu entfernen. Es sei sexistisch. Der in Bolivien geborene, heute 92-jährige Schweizer Lyriker Gomringer war 2011 mit dem Poetik-Preis der Hochschule ausgezeichnet worden. Daraufhin war das 1951 verfasste Gedicht an die Fassade gemalt worden. Sein Wortlaut, ins Deutsche übertragen: »alleen/ alleen und blumen// blumen/ blumen und frauen// alleen/ alleen und frauen// alleen und blumen und frauen und/ ein bewunderer«.
Venske nennt das Handeln des AStA »barbarischen Schwachsinn«. Eine Hochschule mit den Schwerpunkten Erziehung und Bildung könne nicht mit Zensur dem gesellschaftlichen Auftrag für Erziehung und Bildung nachkommen, kritisierte die Präsidentin. Stattdessen appellierte sie an die Studenten, sich für »Vernunft und Verstand und die Wertschätzung von Freiheit und Schönheit« einzusetzen.
Ende Juli hat die Alice-Salomon-Hochschule als Reaktion auf die Diskussion um das Gedicht einen Aufruf zur Neugestaltung der Fassade veröffentlicht. Bis zum 15. Oktober können Studenten und Mitarbeiter Vorschläge einreichen. Danach folgt eine Online-Abstimmung. epd/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.