Hält doppelt wirklich besser?

MEINE SICHT

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass es rund um den Alexanderplatz viel Kriminalität gibt, wird niemand bestreiten. Ein derart unübersichtlicher, stark frequentierter Stadtraum mit seinen Läden und Cafés zieht vor allem Diebe magisch an. Hinzu kommt sicher, dass der Platz, wie Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) missmutig zu bedenken gibt, an 250 (!) Tagen im Jahr als Jahrmarkt herhalten muss. Aber da die Diebe und Betrüger längst in Banden organisiert agieren, ist schon dieses Problem längst nicht mehr mit der einen oder anderen Polizeistreife in den Griff zu kriegen.

Eine ganz andere Qualität hat die Gewaltkriminalität. Eine Zäsur war der Fall des 2012 totgeprügelten Jonny K. - seither bemüht sich die Polizei spürbar, mit mehr Beamten »auf der Straße« die Sicherheitslage zu verbessern. Doch auch 2016 wurden mehr als 600 Fälle von Raub und zum Teil schwerer Körperverletzung bekannt. Die Bilder von Attacken brutaler U-Bahn-Schläger vergiften die Atmosphäre in der Stadt.

So gesehen ist eine ständige Wache auf Ost-Berlins bekanntestem Platz ein klares Signal: Die Stadt lässt ihre Bürger nicht im Stich. Richtig ist auch, dass der Innensenator ein Aktionsbündnis anstrebt: aus Landes- und Bundespolizei, Ordnungsamt aber auch allen maßgeblichen Anliegern. Es wird notwendig sein, sich um die vielen Wohnungslosen und die Jugendgruppen am Platz zu kümmern, ihnen ernsthafte Angebote zu machen aber auch Grenzen durchzusetzen.

Welche Effekte der Einsatz mobiler Videoüberwachung für das Sicherheitsgefühl der Bürger bringen könnte, ist fraglich. Er ist vielleicht für die Aufklärung von Straftaten nützlich. Vertrauensbildend ist dieser Teil der Doppelstrategie eher nicht.

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