Noch töten sie nur die Pferde

Als die Illustrierte »Der Spiegel« einmal sexuelle Phantasien mit Voyeurismus und Hetze vermischte: In den achtziger Jahren war die AIDS-Hysterie auf dem Höhepunkt

  • Jonas Engelmann
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Der »schwarze Tod« kehrte 1984 nach Europa zurück, 600 Jahre nachdem die Pest ein Drittel der Bevölkerung Europas ausgelöscht hatte. Doch diesmal könnte es noch schlimmer kommen, da war sich der »Spiegel« sicher. Denn die »Schwulenpest«, wie das Magazin die Immunschwächeerkrankung AIDS in einem Artikel 1983 noch nannte, überstieg die Gefahren der mittelalterlichen Seuche um ein Vielfaches: »Als dunkler Schatten zieht sie herauf, eine heimtückische und grausame Krankheit. Die Pest, der ›schwarze Tod‹, ließ jeden zweiten überleben. Von Pocken oder Cholera, Tuberkulose und Syphilis sind in den alten Zeiten die Kranken von ganz allein genesen. Nur AIDS lässt niemandem eine Chance: Bei wem die Krankheit ausbricht, der ist des Todes … Eine Früherkennung ist nicht möglich, der Verlauf schmerzhaft, das Ende voller Qualen.« Zum »Genozid ganzer Nationen«, dem »Holocaust« und der »Apokalypse« wurde AIDS im »Spiegel« zwar erst 1987, drei Jahre nac...


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