Asyl über den Trauschein

MEINE SICHT: Martin Kröger über komplexe Ursachen für eine Ehe

  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn es nach Staatsanwaltschaft und Bundespolizei geht, ist die Sache eindeutig: Bisher konnten mehr als 70 Fälle ermittelt werden, in denen zur Erlangung des Aufenthalts in der EU Ehen fingiert wurden, hieß es am Dienstag nach einer Großrazzia. Ob es sich wirklich um sogenannte Scheinehen handelt, entscheiden aber nicht die Verfolgungsbehörden, sondern Gerichte. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.

Grundsätzlich ist die Ehe grundgesetzlich geschützt. Es ist deshalb eine äußerst heikle Angelegenheit, dass der Staat hunderte Polizisten zu Razzien beordert, weil er davon ausgeht, dass sich die Menschen nicht zum Zwecke der Bildung einer Lebensgemeinschaft, sondern ausschließlich zur Erlangung eines rechtlichen Vorteils verbandelt haben - nämlich einer Aufenthaltserlaubnis.

Und wie immer im Leben gibt es auch in diesem Bereich Grauzonen: Natürlich gibt es Zwangsverheiratungen, Nötigungen und Geschäftemacherei. Es gibt aber genauso das Ansinnen, Menschen zu helfen. Manchmal aus Liebe, noch häufiger aus Solidarität - ohne Gegenleistung. In Zeiten, in denen das Asylrecht faktisch abgeschafft ist, scheint es durchaus legitim, Asyl vor Verfolgung zu gewähren. Gegebenenfalls auch über den Trauschein.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.