Ohne Spannung bleibt nur Symbolik
So ist das, wenn die Spannung fehlt. Da das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Sommerspiele der Jahre 2024 und 2028 schon vor Wochen per Hinterzimmerdeal und ohne Kampfabstimmung an Paris und Los Angeles vergeben hatte, musste die Welt am Mittwochabend auf die Bilder des Jubels und der Trauer verzichten, die sonst geschossen werden, wenn das IOC den Austragungsort Olympischer Spiele wählt.
An die Stelle von mitreißenden Emotionen traten daher alt bekannte Symbole. Kurz nachdem die Mitglieder des IOC in Lima die Vereinbarung mit den beiden Metropolen endgültig abgesegnet hatten, wurden in Frankreichs Hauptstadt in Sichtweite des Eiffelturms die fünf Olympischen Ringe enthüllt. Sie werden mit dem ebenso weltberühmten Wahrzeichen im Hintergrund auch in sieben Jahren ein beliebtes Fotomotiv werden. Die Olympiaorganisatoren von Los Angeles entschieden sich für die Olympische Flamme, die sie am Memorial Coliseum entzündeten.
Die Arena wird in elf Jahren nach 1932 und 1984 zum dritten Mal als Olympiastadion fungieren. Nachhaltigkeit im besten Sinne also. So hatte IOC-Präsident Thomas Bach seine Agenda 2020 immer umschrieben. Dem Gigantismus und Neubauwahn sollte auch angesichts ausufernder Kosten für Bewerber und Ausrichter Einhalt geboten werden. Zu viele gute Kandidaten hatten ihre Bewerbungen zurückgezogen, nachdem die Bürger »Nein« gesagt hatten. Mit Paris und Los Angeles blieben aber immerhin noch zwei passende Kandidaten - und Bach wollte keinen von beiden verlieren. Also fädelte er den Deal ein, der die Spiele erst nach Frankreich und dann - gelockt mit mehr als einer Milliarde Dollar Prämie - in die USA bringen wird. Win-win-win-Situation nennt man so etwas wohl heutzutage.
Fehlt nur noch, die Begeisterung der Bürger für Olympia neu zu entfachen. Das dauert länger und ist auch nicht so einfach in irgendwelchen Hinterzimmern aushandelbar. Wenn aber Paris und Los Angeles vorzeigbare Beispiele abgeben, könnte sich das Problem mit den wenigen Bewerbern bald wieder erledigt haben. ok Fotos: imago/Xinhua, AFP/Frederic J. Brown
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.