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Die Begegnung am Euphrat

Russland und die USA kommen sich in Syrien gefährlich nah

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Irakische Streitkräfte starteten am Samstag an der Grenze zu Syrien eine Offensive gegen Verbände des Islamischen Staates (IS). Man will die letzten in der Hand der Extremisten verbliebenen Städte im Tal des Euphrats zurückerobern. Die von Bagdad ausgeschickten Truppen regneten Flugblätter ab. Darin werden die Verteidiger in der Region Akaschat, die um den Grenzposten Al-Kaim sowie die Besetzer von Ana und Rawa zur Aufgabe aufgefordert.

Auch jenseits der Grenze ist der IS massiv unter Druck geraten. Dort konzentrieren sich die Kämpfe unter anderen um die ostsyrische Stadt Deir ez-Zor. Am 5. September war es der von Damaskus kommandierten syrischen Armee mit russischer Luftunterstützung gelungen, den dreijährigen Belagerungsring des IS um die Stadt zu sprengen. Dabei konnte man auch dem in der Region wichtigen Militärflughafen Luft verschaffen. Wie Fotos zeigen, hat Assads Armee auch schon Pioniertechnik zum Überwinden des Euphrat an die Front gebracht, was für weitere umfangreiche Angriffshandlungen spricht. Die syrischen Regierungseinheiten beherrschen mittlerweile 65 Prozent der Stadt westlich des Euphrat, heißt es.

Doch die Kämpfe entwickeln sich kompliziert, denn nicht nur Assads Truppen versuchen, die Stadt zu stürmen. Von der anderen Seite des Euphrat greifen die von kurdischen Milizen getragenen sogenannten »Demokratischen Kräften Syriens« (SDF) an. Es geht längst nicht mehr nur darum, den IS zu vertreiben. Die Deir ez-Zor-Region ist an Erdöl reich, folglich entwickelt sich ein regelrechter Wettlauf zwischen den von Russland beratenen Assad-Truppen und den SDF-Kräften, an deren Seite US-Spezialeinheiten kämpfen. Die leiten nicht nur die Operationen, sie sorgen für Ausrüstung, organisieren die Aufklärung und greifen mit präzisen Feuerschlägen ein.

Eine direkte Konfrontation zwischen beiden Seiten ist nicht ausgeschlossen. Es gibt bereits Vorwürfe, dass russische Flugzeuge in der Gegend von Al-Sinaaija, - das ist ein Industriegebiet nordöstlich der umkämpften Provinzhauptstadt - Angriffe gegen SDF-Kämpfer geflogen hätten. »In einer Zeit, in der die mutigen Kämpfer der SDF große Siege gegen den IS in Rakka und Deir ez-Zor erringen, versuchen manche Seiten, Hindernisse für unseren Fortschritt zu schaffen«, erklärte das SDF-Bündnis. Russland dementiert.

Solche Konfrontationen zwischen US-unterstützten Einheiten und der syrischen Regierungsarmee hatten im Juni in der nordsyrischen Provinz Rakka bereits zum Abschuss einer syrischen SU 22 durch eine F-18 der US-Marine geführt.

Unterdessen haben russische Marineeinheiten, die im Mittelmeer operieren, abermals Kalibr-Raketen gegen IS-Stellungen gefeuert. In die Attacken waren neben der Fregatte »Admiral Essen« auch die beiden neuen U-Boote »Velikiy Novgorod« und »Kolpino« einbezogen. Sie wurden vor einigen Monaten in der Ostsee in Dienst gestellt und sind derzeit unterwegs zu ihrem Stützpunkt im Schwarzen Meer. Dabei stellen sie vor der Küste Syriens bei einer Art »Übungsschießen« ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis.

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