Charité pokert mit Patienten

Pflegekräfte kämpfen bundesweit für mehr Personal an Kliniken

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. »Hier werden 365 Tage im Jahr Patienten gefährdet, weil wir unterbesetzt sind«, sagt Christina Wenzel, die seit 23 Jahren als Kinderkrankenschwester in der Charité arbeitet. Sie reagiert damit auf den Vorwurf, durch ihre Arbeitsniederlegung Leben aufs Spiel zu setzen. Die Charité-Leitung hatte zunächst den Abschluss einer Notdienstvereinbarung verweigert. Statt Betten in den Stationen zu räumen, in denen für Dienstag Streiks angekündigt waren, waren am Morgen viele der Betten belegt. Dennoch wollen Pflegekräfte die ganze Woche weiter streiken, damit an der Berliner Universitätsklinik mehr Personal eingestellt wird. Das glaubte die Belegschaft im Vorjahr schon erreicht zu haben, doch die Vereinbarungen seien vom Arbeitgeber unterlaufen worden, heißt es. Die Pflegekräfte an der Charité waren bundesweit die ersten, die den Personalmangel in Krankenhäusern in den Mittelpunkt einer Tarifauseinandersetzung stellten und wichtige Forderungen zur Entlastung durchsetzten.

Angeregt von diesen Kämpfen fordert die Gewerkschaft ver.di nun auch in anderen Krankenhäusern, ähnliche Tarifverträge abzuschließen. Auf Intensivstationen ist zuweilen eine Pflegekraft über Nacht allein für 30 Patienten verantwortlich. Doch seit dem Aufruf im Juli hat sich nichts bewegt. Deshalb machten Beschäftigte am Dienstag in mehreren Klinken bundesweit mit Warnstreiks Druck, unter anderem in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Konkret fordert ver.di die Festlegung von Mindestzahlen, wie viel Pflegekräfte pro Schicht im Einsatz sein müssen sowie Regelungen zum Belastungsausgleich, falls die Vorgaben nicht eingehalten werden. Zudem müsse ausgeschlossen werden, dass Auszubildende Personalengpässe kompensieren. Nach Berechnungen von ver.di müsste es für eine gute und sichere Versorgung 162 000 Stellen in Krankenhäusern mehr geben, davon 70 000 Pflegefachkräfte. iw Seite 9

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.