Neoliberale Monarchisten
Im Kino: »Kingsman 2«
Julianne Moore als Drogenmonopolistin Poppy, die den »Stoff« der Welt mit einem tödlichen Virus versetzt, ein US-Präsident, der auf diese Weise dazu gezwungen werden soll, alle Drogen zu legalisieren, eine Geheimdiensttruppe namens Kingsman, die von Poppy beinahe ausgelöscht wird, dann aber eine andere Geheimdiensttruppe trifft, die dabei hilft, die Welt vor Drogenqueen und Präsident zu retten - so das Setting des zweiten Teils der Kingsman-Reihe. Und wer das alles für reichlich konfus hält, liegt richtig. Der Film dürfte dennoch ein Publikum finden, denn wie im ersten Teil wird ordentlich geballert, getrickst und gewitzelt und »überraschende« Wendungen gibt es - natürlich - auch. Das ist alles durchaus hübsch anzusehen und unterhaltsam inszeniert und man weiß bei solcherart Erbauungskino ja vorher, worauf man sich einlässt. »The Golden Circle« muss jedoch hinsichtlich seiner politischen Haltung ernst genommen werden: Die ist problematisch.
Die präsentierten Helden berufen sich zwar durchaus auf »das Gesetz«, brechen es aber selbst wie es ihnen passt, ohne dass das irgendwelche Konsequenzen hätte. Kingsman steht über jeglicher staatlicher Kontrolle, eine Lizenz zum Töten benötigen seine Mitglieder nicht. Stattdessen fühlen sie sich edlen monarchistischen Werten verpflichtet. Der US-Präsident, im Film der einzige Vertreter realer demokratischer Politik, ist dagegen eine vollkommen amoralische Figur, die von den strahlenden Agenten ebenso zur Räson gebracht werden muss, wie die irre Drogenmogulin. Deren Sache ist die Legalisierung der von ihr verkauften Drogen, weil sie dadurch noch reicher werden will - eine krude Vorstellung, denn die Legalisierung harter Drogen dürfte für mafiöse Kartelle die Geschäfte ziemlich schwierig machen.
Die Kingsman-Agenten haben indes neben der Monarchie einen weiteren positiven Bezugspunkt: den Neoliberalismus. Gewissermaßen als Initiationserlebnis der aktuellen Kingsman-Generation gilt ein verhindertes Attentat auf die Ikone der herrschenden Ideologie, Margaret Thatcher, und ganz in deren Geist sind Lohnabhängige in »The Golden Circle« arm dran. Für sie hat der Film nichts als Verachtung übrig. Sie müssen mit dem Feuerlöscher bewusstlos geschlagen werden oder tauchen als pöbelnde Pub-Besucher auf, werden im Dutzend verdroschen und ganz als übles Gegenstück zu den strahlenden Gentleman-Agenten vorgeführt. Nur der Protagonist Eggsy, ein ehemaliger »Prolet«, ist die rühmliche Ausnahme und hat es geschafft, dem menschlichen Sumpf zu entkommen. Er richtet schließlich einen seiner Gegenspieler hin und darf nach vollendeter Weltrettung - und das ist gewissermaßen der teleologische Schlusspunkt seiner Entwicklung - ins schwedische Königshaus einheiraten.
Mit zunehmender Spieldauer von »The Golden Circle« drängt sich der Verdacht auf, dass die Welt eher vor derartig reaktionären Weltrettern gerettet werden sollte, so wie das Kino vor solchen filmischen Allmachtsfantasien.
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