Herr der Zahlen
Personalie
Eine der Lieblingsbeschäftigungen von Statistikern ist es, einen Durchschnitt oder Mittelwert zu berechnen. Es birgt schon eine gewisse Ironie, dass der seit zwei Jahren amtierende Präsident des Statistischen Bundesamtes, Dieter Sarreither, in vielen Bereichen selbst dem durschnittlichen Deutschen im Alter von Mitte 60 entspricht. Sarreither ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Er trägt eine Brille, kurze Haare, joggt in seiner Freizeit und lebt in einer mittelgroßen Stadt, nämlich Mainz. Der studierte Volkswirt und Mathematiker gilt als nüchterner Mann der Zahlen.
Als oberster Statistiker der Bundesrepublik ist Sarreither kürzlich erstmals zum Bundeswahlleiter ernannt worden. In dieser Funktion will er in der Nacht zum Montag das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl verkünden. Bei dem gebürtigen Pfälzer, der bereits seit 1982 in der Wiesbadener Statistikbehörde arbeitet, laufen die Resultate aus den bundesweit etwa 89 000 Wahlbezirken zusammen. Somit ist er der oberste der insgesamt rund 630 000 Wahlhelfer.
Während der Wahlnacht halten sich Sarreither und seine Mitarbeiter im Reichstagsgebäude auf. Er bürgt dafür, dass die Bundestagswahl korrekt verlaufen ist und überprüft sie auf ihre Ordnungsmäßigkeit. Bis Mitte Oktober muss Sarreither dann das amtliche Endergebnis präsentieren.
Wenn man hierzulande in einer Behörde Karriere machen will, ist es oft von Vorteil, ein Parteibuch zu besitzen. Anders als sein Vorgänger, der CDU-Mann Roderich Egeler, hat Sarreither es jedoch an die Spitze geschafft, ohne einer Partei anzugehören. In Medieninterviews gab er sich in diesen Tagen unparteilich. Politische Urteile gab Sarreither nicht ab. Er präsentierte lediglich die nackten Zahlen zu Kandidaten, Parteien und Wahlberechtigten. Die Bundestagswahl ist nun der Höhepunkt seiner Karriere. Wenn es nicht zu vorgezogenen Neuwahlen kommen sollte, wird es auch die letzte Wahl sein, die von ihm organisiert wird. Bei der nächsten Bundestagswahl 2021 wäre Sarreither mit 69 längst im Rentenalter.
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